Im dieswöchigen Bau- und Planungsausschuß (BPA) stellte Sascha Kappes, Geschäftsführer der Hochschule Fresenius, seine Vorstellungen und Grobplanungen zur Campuserweiterung hier in Idstein vor.

Wenig erstaunlich, daß das vorgeschlagene Parkhaus mit drei Geschossen und vier Parkebenen nicht auf spontane Gegenliebe bei den Mitgliedern des BPAs stieß. Soll es doch auf der heutigen öffentlichen Parkfläche an der Wagenerstraße errichtet werden, wenn es nach Fresenius geht.

Daß dies nicht nur die Belichtung der Anliegerwohnungen und der auf die Parkfläche gerichteten Balkone beeinträchtigen würde, sondern die Bewohner auch mit Lärm und Abgasen belasten würde, haben etliche der BPA-Mitglieder durchaus erkannt. Das Bundesimmissionsschutzgesetz, das zwar bislang niemand in diesem Zusammenhang erwähnt hat, wird sicherlich dazu auch befragt werden müssen, wenn man sich denn für so eine Lösung entschiede.

Eins ist ja mal vollkommen klar, wir verzichten da auf überhaupt nichts. Die Parkplätze für die Öffentlichkeit sind ja nicht weg. Dieser Platz, seien wir mal ehrlich, ist sowieso nicht der schönste in Idstein, der kann nur gewinnen. Im Endergebnis wird das eine städtebaulich attraktive Lösung. Und so ein Parkhaus kann man ja auch so bauen, daß es für die Wohnungen dahinter einen Lärmschutz gegen die Wagenerstraße darstellt. Das wird eine ganz tolle Sache, für die Studierenden und für Idstein, das dadurch belebt wird.

Peter Piaskowski

Fraktionsführer CDU, - zitiert nach Mitschrift der ULI während des Haupt- und Finanzauschusses am 28. September 2017 -

Selbst wenn man der Sicht von Peter Piaskowski (CDU) folgen wollte, der zwei Tage nach der BPA-Debatte im Haupt- und Finanzausschuß versuchte, die augenfällige Unverträglichkeit wegzureden, selbst dann müßte man noch die Frage stellen und sehr ernsthaft prüfen, ob mit der fraglichen Fläche von ca. 2.200qm nicht eine für die Stadt (und Stadtkasse) gewinnbringendere Entwicklung durchgeführt werden könnte. Immerhin handelt es sich um das letzte innerstädtische Grundstück in städtischer Hand, das gemäß Bodenrichtwert einen Wert von € 800.000 hat.

Will man dieses letzte Sahnestück für ein Parkhaus weggeben um im Gegenzug nichts zu bekommen als die Wiederherstellung derselben Anzahl Parkplätze für die Öffentlichkeit, wie sie jetzt schon auf der freien Parkfläche vorhanden sind?

Die ULI meint, nein, so ein Grundstück will man nicht so einfach dafür hergeben, daß vor den Balkonen der Wagenerstraße die Autos der Studierenden in vier Lagen übereinander gestapelt werden können, während die Eigentümer der Fahrzeuge sich auf dem dann „mit erhöhter Aufenthaltsqualität attraktivierten“ Campus (Zitat Kappes) aufhalten.

Der soll nämlich anstelle der heutigen Campusparkplätze Grünanlagen erhalten. Und auch einen kleinen Teich hat man auf der ersten Grobskizze nicht einzuzeichnen vergessen, auch wenn man das an der Stelle sicherlich mal als architektenzeichnerische Freiheit betrachten darf.

Die ULI meint aber auch, daß man dennoch die Wünsche von Fresenius mit einer deutlich verträglicheren Lösung für die Stadt(kasse) und die Anwohner harmonisch unter einen Hut bekommen kann. Und dafür ist gar nicht mal so viel mehr nötig als der Wille, sich von den bislang vorgelegten Visualisierungen komplett zu lösen:

Die BPA-Mitglieder haben sich redlich gemüht, diese Visualisierungen durch kleine Veränderungen hie und dort verträglicher zu gestalten. Sie haben sich aber nicht lösen können von der Lokalisierung des gewünschten Parkhauses auf dem Standort Wagenerstraße und der Aufstockung des heutigen Postgebäudes, um mehr Seminar- und Aufenthaltsraum zu schaffen.

Das Foto zur ULI-Stellungnahme in Idsteiner Zeitung vom 29. September 2017 zeigt aber sehr schön, daß es eine elegante Alternative gibt:

Die Topografie des Campusgeländes hin zur heutigen Post gibt es quasi vor, anstelle des heutigen Postgebäudes mehrere Parkebenen zu schaffen. Diese sind von der Wagenerstraße und Im Hopfenstück nicht nur deutlich geringer optisch auffällig; die größere Entfernung zur Wohnbebauung und besagte Topographie vermindern auch Lärm- und Abgasbelästigung deutlich.

Wenn Fresenius dann die Parkplatzfläche von der Stadt anpachtet und dort in lockerer und ein- bis zweigeschossiger moderner Pavillonbauweise Seminarraum und Aufenthaltsraum schafft, der sich ggf. sogar Nichtstudierenden öffnet, dann kann in Richtung Anwohnerwohnungen ein weiterer grüner Aufenthaltsbereich angelegt werden, der denjenigen ergänzt, den sich Freseniums auf dem Campus wünscht. Und vielleicht bleibt ja sogar noch Raum für das eine oder andere kleine Geschäft, einen Coffeeshop o.ä.

Ein solches Mischangebot aus hochqualitativen Aufenthaltsorten im Freien wie in Gebäuden, der auch der Öffentlichkeit teilzugänglich ist, schafft den Brückenschlag zu einer deutliche Aufwertung des Wohnwertes für die Anwohner, ganz im Sinne der doppelten Innenentwicklung.

Ein echtes Bekenntnis von Fresenius für eine verläßlich Bindung an den Standort.
Eine echte Win-Win-Situation, die die ULI gerne zwischen Verwaltung, Fresenius und politischen Gremien zu vermitteln anbietet.

So baut man heute Pavillons: nachhaltige Baustoffe, pfiffiges Design und licht-luftige Formengebung und Ästhetik. Hier als Beispiel ein Konzepthaus der Firma Baufritz.