„Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig (…) eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken (…) und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“

Roman Herzog (1996)

75 Jahre Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz –
75 Jahre lokale Erinnerung an die NS-Massenverbrechen

Am 27. Januar 2020 jährt sich die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum 75. Mal.

Vor 15 Jahren erhoben die Vereinten Nationen den 27. Januar zum Internationalen Tag der Erinnerung an alle Opfer des Holocaust.

Am Holocaust-Gedenktag erinnern wir uns an das Leiden und gewaltsame Sterben von Menschen jüdischer Herkunft, von Sinti und Roma, von Homosexuellen, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, Zeugen Jehovas, von Menschen mit Behinderung und denjenigen, die aufgrund ihrer politischen Haltung zu Opfern des NS-Systems wurden.

In Idstein, richten wir an diesem Tag der Erinnerung, den Blick auf die jüdischen Opfer des NS aus der Idsteiner Bürgerschaft wie auch auf den Tatort Kalmenhof und die von dort Deportierten oder in Idstein selbst  hundertfach ermordeten Menschen. Die unfassbare Zahl vieler Millionen Ermordeter wird regional greifbar, wenn Lebensgeschichten derjenigen Menschen in Erinnerung gerufen werden, die nach dem Willen eines rassistischen und mörderischen Systems für immer dem Vergessen anheimfallen sollten.

Jüdischer Friedhof Idstein: Ort der Erinnerung an die ehemalige jüdische Gemeinde der Stadt.
(Foto: Hartmann-Menz 05/2018)

Der Verein Gedenkort Kalmenhof e.V. konnte die Stadtarchivarin von Idstein, Frau Claudia Niemann M.A., für einen Vortrag zu Idsteiner Bürgern jüdischer Konfession gewinnen. Claudia Niemann wird über die in Idstein gefundene Form der Erinnerung, dem Projekt „Stolpersteine“, referieren und hierbei besonders auf die Biografie von Ruth Löwenstein eingehen, die in Auschwitz ermordet wurde. Im Rahmen des Vortrages wird die Idsteiner Stadtarchivarin auch einen Überblick über den Prozess der Erinnerung in der Stadt Idstein geben und der Frage nachgehen, wie Erinnerung gestaltet werden kann – wie und warum es zu Blockaden im Erinnerungsprozess kommt.

Mitglieder des Vereins „Gedenkort Kalmenhof e.V.“ werden im Anschluss an den Vortrag biografische Skizzen von Menschen vortragen, die auf dem Kalmenhof lebten und Opfer des Holocaust wurden. Zum Abschluss der Erinnerungsveranstaltung werden die Namen von Ermordeten aus Idstein verlesen.

(Die nun bald abgerissene) Turnhalle des Kalmenhofes: Ort der Deportationen in die
Tötungsanstalt Hadamar (Foto: Hartmann-Menz 12/2019)