Die Stadtgesellschaft, Politik und Verwaltung der Stadt Idstein sprechen seit Monaten vom „Ankauf der Freizeitanlage Tournesol“. Was tatsächlich bis 30.06.2019 vertraglich zwischen der Stadt Idstein und der Oberbank geregelt werden wird, ist jedoch der Ankauf des Erbbaurechtes der entsprechenden Gemarkung durch die Stadt Idstein.

Was auf den ersten Blick wie semantische Haarspalterei aussehen mag, ist tatsächlich die notwendige sprachliche Korrektur, mit der sich die Perspektive begreifen lässt, unter der der Ankauf des Erbbaurechtes in der weiteren Behandlung des Tournesol-Bades betrachtet werden muss:

Sobald der Vertrag rechtskräftig ist, ist die Stadt Idstein von der Bürgschaft über EUR 25 Mio. befreit, die sie seinerzeit für das Tournesol übernommen hat. In diesem Sinne ist der aktuelle Kaufpreis von EUR 4,5 Mio. zu verstehen: als Ablösesumme für die damals vereinbarte Bürgschaft. Das ist, unter den gegebenen Umständen, schmerzlich, aber angemessen.

Die Bürgschaft und alle anderen vor 10 Jahren zwischen der Stadt Idstein und der Oberbank ausgehandelten Bedingungen sind – wie man aus den öffentlich bekannten Einzelheiten ablesen kann – sehr ungünstig für die Stadt gewesen. Die Unabhängige Liste ist jedoch der Meinung, dass – bei aller womöglich angebrachten Kritik an diesem Altvertrag – nunmehr von der aktuellen Situation aus sinnvoll „nach vorne“ zu denken ist.

Daher steht als zwingend notwendiger nächster Schritt an, mit nüchterner Ruhe und Sachlichkeit zu analysieren, was mit der Liegenschaft (inklusive der auf ihr befindlichen Immobilien) in Zukunft geschehen soll. Denn: Keine weiteren Optionen zu durchdenken als diejenige, die Immobilie in jedem Falle zu sanieren und in der bisherigen Nutzung durch die mittlerweile gegründete städtische Gesellschaft weiterzuführen, wäre kurzsichtig und könnte großen Schaden anrichten, den es zu verhindern gilt.

Den mandatierten Vertretern von Verwaltung und Politik sei daher ans Herz gelegt, auch alternative, womöglich zunächst unattraktiv oder unangemessen erscheinende Nutzungs- und Verwertungsoptionen, wie z.B. den Abriß und die Weiterveräußerung zu Wohn- und Gewerbezwecken, mit allem sachlich begründbaren Für und Wider emotionsfrei zu analysieren und durchzuspielen.

Der Stadt bleiben noch mindestens vier bis sechs Monate, ehe das Sanierungskonzept überhaupt vorliegt. Aus Sicht der Unabhängige Liste kann es keine vornehmere Aufgabe für die Verantwortlichen geben, als diese Zeitspanne intensiv, konstruktiv und ernsthaft zu nutzen, um Alternativszenarien und Verwertungsoptionen zu erstellen, faktisch begründet zu priorisieren und grob zu konzeptionieren, um im Falle eines Falles nicht wieder in selbstverschuldete Dringlichkeit zu geraten.

Risikomanagement beginnt mit frühzeitiger, detaillierter und denkverbotsfreier Planung des Eventualfalles.

Die Zeit, in der die Verantwortlichen mit der sprichwörtlichen Schere im Kopf agiert haben, muss endlich ein Ende haben, wenn wir nicht unvorbereitet auf das nicht gewünschte, aber dennoch weiterhin durchaus mögliche Szenario zulaufen möchten, nämlich dass das ausstehende Sanierungskonzept die Stadt und ihre Steuerzahler*innen vor größere Herausforderungen als absehbar und leistbar stellen sollte. Die Verantwortung für die entsprechenden Steuermillionen der Idsteiner*innen endet also nicht mit dem „Ankauf des Tournesol“, sie beginnt hiermit erst.