Änderungsantrag zum Prüfantrag „Sektorenkopplung Erneuerbare Energien Plus“

 

Idstein, 04. März 2022

 

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Beschluss:

  1. Der Magistrat wird mit der Prüfung von technischen Möglichkeiten zur Integration von Photovoltaik-(PV)-Anlagen in bestehende oder zukünftige Anlagen und Möblierung des Verkehrsraums betraut. Hierzu nimmt er u.a. Kontakt mit der Fraunhofer ISE auf.
  2. Es werden vorrangig, aber nicht ausschließlich, Technologien mit folgendem Zusatznutzen geprüft:
    1. Beschattungsmaßnahmen, z.B. Liegewiese Tournesol, öffentliche Kfz- und Fahrradabstellplätze
    2. Schall-/Wetterschutz an Verkehrswegen
    3. Einfriedungsmaßnahmen
  3. Zudem wird geprüft, welche bereits bestehenden stromabhängigen Anlagen des Verkehrsraumes durch die Versorgung mit erneuerbarer Energie aus PV (PV-EE) zumindest energieautark betrieben werden können (z.B. Fahrplananzeigen, Parkleitsysteme, Parkscheinautomaten, Parkplatzbeleuchtung).
  4. Die Prüfergebnisse werden in einer Form vorlegt, die Machbarkeit, Grob-Kostenschätzungen und Fördermöglichkeiten verdeutlicht (z.B. tabellarisch, Ampelsystem der Machbarkeit o.ä.).
  5. Etwaige Möglichkeiten einer Teilnahme an Pilot- oder Betatest entsprechender integrierter PV-Lösungen werden nicht aus der Betrachtung ausgeschlossen.

 

Begründung:

Kurz- bis mittelfristiges Ziel der dringlich notwendigen Energiewende sollte für jede Kommune sein, den Stromverbrauch zu 100% durch intrakommunal erzeugte erneuerbare Energie (EE) zu decken. Eine Limitierung auf „klassische“ Lösungen wie PV-Dachanlagen, konventionelle Freiflächen-PV und Großwindanlagen wird allerdings in Idstein zu einer Zielverfehlung führen.

Die entsprechende Handlungsnotwendigkeit hat in jüngerer Zeit viele neue CleanTech-Unternehmen mit innovativen Lösungen entstehen lassen, vor allem im Bereich der EE-Erzeugung im verkehrlichen Umfeld.

Auch der Gesetzgeber handelt: In Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bremen, Niedersachen und Schleswig-Holstein sind bereits in diesem Jahr gesetzliche Vorschriften in Kraft getreten, die eine Solarpflicht für neue Parkplätze festschreiben. Städte wie die Hansestadt Hamburg nehmen freiwillig und selbstverpflichtend eine Vorreiterrolle bei der Erzeugung von EE im öffentlichen Raum ein. Sie haben erkannt, daß „die urbane Energiegewinnung im Verkehrsraum […] eines der wichtigsten Themen unserer Zeit“ ist. (1)

Entsprechend nutzbare Technologien der sog. „urbanen PV“ (2) sind flächenneutral bzw. nutzen bereits versiegelte Flächen. Optik und Ästhetik ermöglichen zwischenzeitlich eine gute Umgebungseingliede-rung. Zusätzliche Funktionen solcher Anlagen sind z.B.

  • Beschattung/Wetterschutz (Pergolen) von öffentlichen Kfz-, Fahrradabstellanlagen (P&R-Plätze etc.)
    • Schwimmbadliegewiesen (Tournesol) bieten sich konkret an, wie auch Niedernhausen weiß (3)
  • Netzunabhängige Beleuchtung und Bewirtschaftung von Parkraum (z.B. Parkscheinautomaten, Parkflächenbeleuchtung, E-Ladestation) (4)
  • Schallschutz
  • Einfriedung von Flächen (5)

Neutrale Beratung und Vernetzung mit relevanten Unternehmen ist unkompliziert über das renommierte Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) möglich, das größte Solarforschungsinstitut Europas. Von dessen Schwerpunktthema „Verkehrswege Photovoltaik“ (6) profitieren EE-Produzenten wie Kommunen, die das ISE u.a. hinsichtlich Flächenpotentialanalyse, PV-Technologieoptionen und Kostenoptimierung sowie Stromertrags- und Kostenanalyse berät. (vrgl. Flyer der ISE in der Anlage zu diesem Antrag). Direkter Ansprechpartner für die Aspekte dieses Prüfantrages ist Dr. Harry Wirth (harry.wirth@ise.fraunhofer.de), der eine sog. Definitionsphase begleitet und, wenn gewünscht, die weitergehende Koordination mit den entsprechenden Expertenteams der ISE übernimmt.

Weiterführende Links:

(1) https://www.hamburg.de/wegweiser-clever-kombiniert/15195898/gruene-welle/

(2) https://www.ise.fraunhofer.de/de/leitthemen/integrierte-photovoltaik/urbane-photovoltaik-upv.html

(3) https://www.niedernhausen.de/index.php?id=332&id=332&publish%5Bid%5D=1381013&publish%5Bstart%5D=

(4) https://www.pv-parkplatz.de/info/

(5) https://efahrer.chip.de/news/dieser-zaun-erzeugt-strom-und-sieht-besser-als-eine-solaranlage-aus_104980    

(6) https://www.ise.fraunhofer.de/de/geschaeftsfelder/photovoltaik/photovoltaische-module-und-kraftwerke/integrierte-pv/integration-verkehrswege.html