In die Zukunft denken

Idstein mit seinen 12 Ortsteilen bietet hohe Attraktivität zum Wohnen, Leben und Arbeiten.

Die Natur- und Kulturlandschaften unseres grünen Umlandes, aber auch die Grünräume in jedem einzelnen Ortsteil, gilt es zu erhalten: für uns selbst, unsere Kinder und für alle nachfolgenden Generationen. Aktuell nimmt das Bewusstsein für die Gefahren, die mit dem immer rascher fortschreitenden Klimawandel einhergehen, zu.

Aus gutem Grund: Der Erhalt unserer Erde und Umwelt, die auch für kommende Generationen noch lebenswert sein sollen, erfordert von uns allen ein grundsätzliches Überdenken und Verändern vermeintlich selbstverständlicher Lebens- und Handlungsweisen. Die Umweltfrage ist eine – wenn nicht die größte – Herausforderung der Gegenwart und der Zukunft, weil so viele andere Faktoren von der Art, wie wir sie beantworten, abhängen. Auch und gerade hier vor Ort.

Jede:r von uns kann mit kleinen, vermeintlich unbedeutenden Maßnahmen beitragen.

Grünpatenschaften

Grünpatenschaften sind ein einfacher Weg zu einem bunteren, abwechslungsreicheren und ökologischeren Stadtbild.

Die ULI setzt sich dafür ein, dass Flächen des öffentlichen Raumes wie zum Beispiel Friedhöfe, Flächen im Zentrum der Kreisverkehre, Baumscheiben, Hecken und Grünstreifen, unversiegelte oder wieder entsiegelbare Flächen in allen Ortsteilen und der Kernstadt durch Grünpaten betreut werden können.

Die vielfältigen positiven Auswirkungen liegen auf der Hand:

  • Optische Aufwertung des grünpatenschaftlich gepflegten Wohnumfeldes und seines Abwechslungsreichtums
  • Erhöhung der Aufenthaltsqualität für den Menschen
  • Erhalt und Schaffung von Lebensräumen für Pflanzen, Insekten, kleinen Wirbeltieren sowie Kleinstlebewesen, das heißt aktiver Artenschutz und Beförderung der Artenvielfalt und positive Rückwirkung auf die Bestäubungsleistung in Hausgärten, Kleingärten und gewerblichem Pflanzenanbau
  • Verbesserung des Stadtklimas, insbesondere
    • erhöhte Luftqualität
    • besserer Verdunstungsschutz (inkl. Bodenschutz)
    • Kühlungseffekte
    • verbesserte Wasserrückhaltefähigkeit (inkl. Grundwasserschutz)
  • Erhöhung der Selbstwirksamkeit bei den Bürger:innen
  • Zugewinn an „sozialem Kapital“, gerade auch für Menschen ohne eigenen Garten oder Balkon und in nachbarschaftlichen Paten-Gruppen
  • finanzielle Entlastung des städtischen Haushalts
  • zeitliche Entlastung der städtischen Bediensteten

Der Stadt fällt zum einen die Vergabe und Koordination zu, wird auf der anderen Seite aber die Pflege (Bepflanzung, Bewässerung, das Entfernen von Beikraut etc.) abgenommen. Die Aufstellung eines grundlegenden Patenschaftsleitfadens (am besten unter Einbeziehung der Bürger:innen im Zuge eines Bürgerbeteiligungsverfahrens) setzt Leitplanken für bestimmte, von beiden Seiten einzuhaltende Regeln der Grünpatenschaft.

Ausweisung der Paten auf der Vor-Ort-Kennzeichnung zeigt nicht nur klar die zuständigen Ansprechpartner, sondern dient auch der Sichtbarmachung des gesellschaftlichen Engagements der Paten und befördert so die Anerkennung ihres grünpflegerischen Einsatzes für die Gesellschaft des Stadt- oder Ortsteils.

So können aus vielen kleinen Flächen Zier- oder Nutzpflanzenbeete werden, die als Trittsteine für eine Gesamtheit von ökologischen, finanziellen und sozialen Vorteilen stehen, die Identifikation mit dem eigenen Wohn- oder Arbeitsort erhöhen und unser aller Lebensqualität auf freudvolle Art und Weise verbessern helfen.

 

Lichtverschmutzung

Alle Tiere, Pflanzen und wir Menschen haben einen Tag/Nacht-Rhythmus, dessen Störung gesundheitsschädlich ist. Während der Mensch für künstliche Dunkelheit (und damit einen erholsamen und gesunden Nachtschlaf) sorgen kann, können alle anderen Lebewesen dies nicht.  Mit der rapide zunehmenden mensch-gemachten Lichtverschmutzung stören wir Insekten, Pflanzen, Vögel, Fledermäuse und viele andere massiv und belasten so ihre Artgesundheit. Damit stören wir letztlich das ökologische Gleichgewicht, in dem jede Art ihren Platz hat und ihre Aufgabe erfüllt.

Die ULI wird sich daher für politische Maßnahmen wider die Lichtverschmutzung einsetzen:

  • Selbstverpflichtung der Stadt zu umweltgerechten funktionalen Leuchtmitteln (Lichtfarbe, Lichtlenkung und Lichtsteuerung)
  • Vermeidung von nächtlicher Beleuchtung unbebauter Gebiete und freier Landschaft (inkl. Parkplatzflächen „auf der grünen Wiese“)
  • bedarfsgesteuerte Beleuchtung von Rad- und Fussgängerüberwegen (Sensor)
  • Abschaltung großflächiger Leuchtreklame in den Nachtstunden
  • Leitfaden für gestalterische Beleuchtung für Handel und Gewerbe (Schaufenster, Auslagen usw.)
  • Sensibilisierung der Idsteiner:innen für die Lichtverschmutzung durch „dekorative Beleuchtung“ von privaten Immobilien, Gärten und Balkonen

Die Vorteile entsprechender politischer Anstrengungen sind offensichtlich. Neben dem Schutz der Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze stellt verminderte Lichtverschmutzung in letzter Konsequenz sogar einen Beitrag zur Ernte-Sicherung dar: als Beitrag zum Erhalt des Vegetationsrhythmus bzw. seiner Synchronisation mit Bestäuberinsekten und Samenverbreitern. Wir Idsteiner:innen profitieren zudem von den indirekten Auswirkungen dieser Klimaschutzbeiträge, nämlich durch Senkung des Energieverbrauchs und seiner Kosten (privater wie öffentlicher Haushalt) und die Aufwertung unseres Wohnumfeldes (z.B. weniger Blendeffekte, verbesserte Schlafqualität).

Die Auszeichnung der ersten deutschen Stadt, Fulda, durch die International Dark Sky Association zeigt, daß Maßnahmen gegen die Lichtverschmutzung wichtig und hier in Hessen umsetzbar sind. Entsprechende Handreichungen forschender Institute (z.B. Leibniz-Institut) und Ämter (Bundesamt für Naturschutz BfN) zeigen auf, wie dies unkompliziert und kostengünstig auch hier in Idstein gelingen kann.

Mikrolandwirtschaft - der moderne Gemeindeacker oder das Pflanzland

Gemeinschaftsgärten mit unterschiedlichen Konzepten aktivieren seit inzwischen mehr als 40 Jahren in allen großen und vielen kleineren Städten und Gemeinden Deutschlands den Sinn der Bürger:innen für soziales Miteinander auf einfachem, generationenübergreifendem Niveau. Wie nebenbei sind solche Gemeinschaftgärten nicht nur Begegnungsstätten, sondern erfüllen auch Aufgaben der Umwelt- und Ernährungsbildung, wenn durch sie Kulturgut bewahrt und soziokulturelles Wissen weitergegeben wird.

Wie wichtig es ist, theoretisches Wissen und praktische Möglichkeit zum eigenen Anbau gesunder Nahrungsmittel zur Verfügung zu haben, hat unlängst die Corona-Situation uns allen sehr eindrücklich vor Augen geführt. Mikrolandwirtschaft kann eine Antwort sein.

Die Stärken und Chancen der Mikrolandwirtschaft begründen, warum die ULI sich für sie einsetzen wird:

  • Lokale Produktion gesunder Nahrungsmittel „für jeden“
  • Beitrag zum Klimaschutz durch
    • Bodenschutz (temporäre Herausnahme von Flächen für Bearbeitung mit schweren Maschinen; Wechselwirtschaft)
    • Grundwasser- und Erosionsschutz (durch Ganzjahresbewirtschaftung, „Permakultur“)
    • Erhöhung der Artenvielfalt
  • Begegnungsstätte mit „sozialem Kitt“, wie
    • Stärkung des generationenübergreifenden, inklusiven Miteinanders
    • Ort des Kulturerhalts (Umwelt- & Ernährungsbildung, tradiertes Wissen)
  • Niederschwelliger Einstieg in Bürgerbeteiligung
  • Entlastung der (Nebenerwerbs-)Landwirt:innen ohne finanzielle Verluste
  • Verbesserung des örtlichen Mikroklimas

In Idstein-Kern ist mit dem Bürgergarten der erste lokale Gemeinschaftsgarten sehr erfolgreich etabliert worden. In den Ortsteilen sind die Situationen und Möglichkeiten für Ähnliches andere – und fordern und ermöglichen daher auch andere Lösungen.

Hier kann das althergebrachte, aber in Vergessenheit geratene Prinzip des sogenannten Gemeinackers (auch als „Allmende“ oder „Pflanzland“ bezeichnet) in modernem Kleid wiederbelebt werden: als Mikrolandwirtschaft.

Zugrunde liegt eine Partnerschaft, bei der ortsansässige Landwirt:innen vergleichsweise kleine Stücke Ackerland freigeben, in Parzellen einteilen und an Interessierte aus dem Ortsteil zur Bewirtschaftung auf Zeit vergeben. Landwirt:innen und Pächter:innen vereinbaren dabei die finanzielle Gegenleistung, Bearbeitungs- und Anbau-Rechte sowie entsprechende Pflichten, die sicherstellen, dass der Ackerboden ökologisch sinnvoll und bodenschützend genutzt wird. Der Verwaltung kommt in dieser Partnerschaft lediglich eine koordinierende und moderierende Aufgabe zu.

Damit bündelt Mikrolandwirtschaft, bei geringem vorbereitendem Aufwand und einfacher Umsetzbarkeit, in bester Manier die drei Eckpunkte der Nachhaltigkeit, nämlich Ökologie, Ökonomie und Soziales.

 

Gassenbacher Hof - Aus gutem Grund in Bürgerhand

Das Hofgut Gassenbach am Rande der Kernstadt hat sich über die jahrzehntelange Bewirtschaftung als Anziehungspunkt für die Produktion und Vermarktung gesunder regionaler Nahrungsmittel etabliert. In den vergangenen Monaten wurde die Notwendigkeit der Versorgung mit regionalen Erzeugnissen mehr als deutlich. Dieses gilt in gleichem Maße für das Wissen um den ökologischen Obst- und Gemüseanbau.

Unser Ziel ist es, einen modernen und zukunftsfähig wiederbelebten Gassenbacher Hof und damit ein wichtiges Stück Identifikation mit Idstein zu ermöglichen. Als sozialer Faktor ergänzt er die Faktoren „Wirtschaft“ und „Umwelt“ im Sinne echter Nachhaltigkeit, indem er die Inklusion durch Ausbildungs- und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen ermöglicht.

Die ULI wird sich daher intensiv für die politischen Weichenstellungen stark machen, um diese in vielerlei Hinsicht so unschätzbare Immobilie durch eine Bürgergenossenschaft in eine stadtgesellschaftlich vorteilhafte Zukunft zu führen.

Biosphärenregion

Alle vier vorherigen Themengebiete können abgerundet und integrierend zusammengefasst werden in einer Biosphärenregion, wie sie für die „Metropol-Region Wiesbaden“ aktuell in der Diskussion ist und, bei Umsetzung, auch Idstein und das Idsteiner Land umfassen wird.

Diesem Thema stehen aktuell noch einige Kommunen, Parteien und Wählergruppen der Region kritisch entgegen, auch wenn die Vorteile anhand der vielen in den letzten 45 Jahren umgesetzten UNESCO Biosphärenreservaten und -regionen auf der ganzen Welt deren Sinnhaftigkeit mit ihren Erfolgen unterstreichen. Biosphärenregionen sind keine Schutzgebiete, sondern Regionen, die beispielhaft zeigen, wie ein gesundes Zusammenspiel ökologischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung funktionieren kann.

Nur wenige große Städte und urbane Räume – darunter São Paulo in Brasilien, Wien in Österreich und Turin in Italien – sind bisher im weltweiten Netz von Biosphärenregionen vertreten. Genau deshalb könnten Main-Taunus, Wiesbaden und Rheingau-Taunus gemeinsam gute Chancen bei einer Antragstellung an die UNESCO haben: Für dynamisch wachsende Metropolregionen gibt es kaum modellhafte Ansätze für nachhaltige Entwicklung. Die Kombination aus Stadt, Wald, Fluss und traditionellem Weinbau und Landwirtschaft in den Kreisen Main-Taunus  und Rheingau-Taunus sowie Wiesbaden könnte also einen modellhaften Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung in der Beziehung zwischen Mensch und Natur leisten.

Auch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) sowie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) stehen daher hinter dem Erhalt des Natur- und Kulturerbes durch die Biosphärenregionen des UNESCO-Programms „Der Mensch und die Biosphäre“.

Die ULI wird den nächsten Prozessschritt zur Schaffung einer Biosphärenregion aktiv unterstützen.

Biosphärenregion.
Was ist das?

Biosphärenregionen sind von der UNESCO anerkannte, international repräsentative Modellregionen und Lernorte für nachhaltige Entwicklung. Sie schützen die Natur, fördern nachhaltiges Wirtschaften und ein tragfähiges gesellschaftliches Zusammenleben.

Projekte werden gemeinsam und in freiwilliger Kooperation entwickelt und umgesetzt. Als Teil eines weltweiten Lernnetzes werden neue Wege ökologischer, ökonomischer und sozialer Entwicklung erprobt. In Deutschland hat die UNESCO bislang 16 Biosphärengebiete anerkannt.

Die UNESCO ist die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation.

Quelle: Machbarkeitsstudie Biosphärenregion

Voraussetzungen, um Biosphärenregion zu werden

  • Unterstützung vor Ort (von Bevölkerung, Interessensvertretern, Politik)
  • Repräsentativität (besondere Alleinstellungsmerkmale der Region)
  • Zonierung (Mindestgröße von 300 km² mit Unterteilung in Kernzone, Pflegezone und Entwicklungszone)
  • Bekenntnis zu einem gemeinsamen Weg für nachhaltige Entwicklung
  • rechtliche Anerkennung und Betreuung

Quelle: Machbarkeitsstudie Biosphärenregion

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