Prüfantrag: Abwassermonitoring als Frühwarnsystem in der Gesundheitsvorsorge

 

Idstein, 30. Dezember 2022

 

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Beschluss:

  1. Der Magistrat wird beauftragt, die Möglichkeiten und Bedingungen zur Einführung eines Systems zur Abwasser-basierten Epidemiologie (ABE) zu prüfen.
  2. Hierbei sind die Leistungspakete ggf. einzubeziehender Dienstleister nach ihrem inhaltlichen wie finanziellen Umfang auszuweisen, z.B. hinsichtlich der Möglichkeit, Medikamentenrückständen sowie unterschiedliche gesundheitsrelevante virale und bakterielle Partikel nachzuweisen, als Populationsprofil zu analysieren und fortlaufend zu monitorieren.
  3. Die Möglichkeiten, Fördermittel (auch solche des Landes und/oder Bundes, z.B. des BMBF) einzuwerben und/oder an bereits laufenden oder in Planung befindlichen Pilotprojekten teilzunehmen, werden ebenfalls abgeprüft und finden Eingang in den unter 4. genannten Bericht.
  4. Dem zuständigen Fachausschuss „KUBA“ wird bis zur Sommerpause 2023 das Prüfergebnis mit Abwägungshandreichungen vorgelegt.​

 

Begründung:

Im Juli 2022 brachte es eine Pressemitteilung der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V (DWA) auf den Punkt: „Corona: Flächendeckendes Abwassermonitoring in Deutschland – Schneller, kostengünstiger, umfassender – worauf warten wir noch?“ (Quelle: s.u.).

Aber auch über Sars-CoV-2 hinaus werden gesundheitsrelevante Keime in Zukunft eine immer größere Bedeutung für den Gesundheitsstatus unserer Bevölkerung spielen. Es ist daher eine Frage der vorausschauenden Sorgfaltspflicht, möglichst kurzfristig geeignete Frühwarnsysteme zum Schutze der Bevölkerung zu etablieren.

Die Methode der Abwasser-basierten Epidemiologie (ABE) ist ein solches „unbestechliches“ Frühwarnsystem, das kostengünstig, flächendeckend, anonymisiert und dunkelzifferfrei ist und nicht durch Meldepflicht beeinflußt wird.

ABE-basiertes Monitoring ist längst als validiertes Marktangebot verfügbar, angeboten von zahlreichen Dienstleistungsunternehmen der Laboranalytik und Datenanalyse/Datenmodellierung.

Die EU-Kommission hat bereits in 2021 alle Mitgliedstaaten dazu aufgefordert, die ABE (auch) zum Monitoring von Sars-CoV-2 (neben anderen gesundheitsrelevanten viralen und bakteriellen Partikeln) systematisch zu nutzen. Nachdem die Bundesregierung hierauf zunächst nicht reagiert hat, hat sie nunmehr eine Aufholinitiative gestartet und erste kommunale ABE-Modellprojekte eingerichtet, die von der EU-Kommission mit einem Budget in Millionenhöhe unterstützt wurden und werden.

Mit einer ABE-Kollaboration von Hessen Trade and Invest (HTAI) mit der TU Darmstadt zum frühzeitigen Nachweis von Sars-CoV-2-Mutanten hat Hessen als erstes Bundesland das Abwassermonitoring in der Bekämpfung der Pandemie genutzt.

Die Stadt Idstein hat die Chance, diese Vorreiterrolle Hessens weiter auszubauen und gleichzeitig ihrem Anspruch als „Gesundheitsstadt im Taunus“ einen weiteren wichtigen Baustein der Gesundheitsvor-sorge im größeren Maßstab hinzuzufügen.

Weiterführende Links:

Update KUBA vom 25.01.2023

Beschluss: vertagt bis zum Wiederaufruf durch ULI