Idstein, 14. September 2024
Gemeinsamer Änderungsantrag der Fraktionen Unabhängige Liste, Bündnis90/Die Grünen und SPD
betr. Änderungsantrag DS 062/2024 Umbenennung Rudolf-Dietz-Straße, Idstein-Kern
Änderungen gegenüber Originalantrag fett-kursiv hervorgehoben
Beschluss:
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Punkt 1, 2 und 4 bleiben unverändert.
- Der Magistrat wird beauftragt, die Straße in „Ruth-Pappenheimer-Straße“ umzubenennen. Zusatzschilder mit dem bisherigen Straßennamen und dessen Hintergründe sind anzubringen.
Begründung:
Ruth Pappenheimer (* 8.11.1925 in Frankfurt am Main; † 20.10.1944 in Idstein) wurde kurz vor ihrer Entlassung aus der Fürsorgeerziehung auf den Kalmenhof verbracht und im dortigen Krankenhaus am 20. Oktober 1944 durch die Verabreichung von Morphium-Skopolamin ermordet. Vorgeblich starb sie an „Lungenentzündung“. Ruth Pappenheimer wurde auf dem Kalmenhof-Friedhof anonym verscharrt. Die Lage ihres Grabes ist bis heute nicht bekannt.
Ruth Pappenheimer galt dem NS-Regime als Halbjüdin, darüber hinaus wurde sie schon früh in das Schema der Asozialen eingepresst und nach dem frühen Tod der Mutter der Fürsorgeerziehung übergeben. Ihre Ermordung gilt als Beispiel dafür, dass auch geistig und körperlich vollkommen gesunde Kinder und Jugendliche im Kalmenhof ermordet wurden, wenn sie sich nicht in das NS-Rassekonstrukt einfügen ließen.
Beim Kalmenhof-Prozess, der in den Jahren 1946/1947 am Frankfurter Landgericht gegen (u. a.) den Arzt Hermann Wesse und Pflegekräfte des Kalmenhofes geführt wurde, hatte der Mord an Ruth Pappenheimer exemplarische Bedeutung für den Prozessverlauf.
Mit der Umbenennung der Straße, soll ein positiver Kontrapunkt zu den antisemitischen, rassistischen und menschenverachtenden Äußerungen eines Rudolf Dietz gesetzt werden. Durch das erklärende Zusatzschild wird die historische Verantwortung gewahrt und erläutert.
Der Änderungsantrag wurde nicht abgestimmt, da die StVV die Umbenennung mehrheitlich abgelehnt hat – mit Ja: 20 Nein: 21 Enthaltung: 0