Kita-Gebühren neu gedacht

Kita-Gebühren neu gedacht

Ein gemeinsamer Weg mit Verantwortung.

Knapp zwei Jahre lang hat eine interfraktionelle Lenkungsgruppe in Idstein an einem neuen Konzept für die Benutzungsordnung und die Gebührenstruktur der städtischen Kindertageseinrichtungen gearbeitet. Nun hat die Stadtverordnetenversammlung den nächsten Schritt beschlossen: Die überarbeitete Benutzungsordnung wurde einstimmig verabschiedet. Für die neue Gebührenstruktur stimmte eine Mehrheit auf Grundlage eines gemeinsamen Antrags von ULI, Grünen und SPD.

Leicht war dieser Weg nicht. Das Thema wurde von Anfang an emotional diskutiert – sowohl innerhalb der Arbeitsgruppe als auch öffentlich. Umso wichtiger ist es, die Hintergründe transparent zu machen und das Verfahren einzuordnen.

Breite Besetzung – intensive Diskussion

Die Lenkungsgruppe setzte sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern aller Fraktionen, des Magistrats, der Kita-Leitungen, der Verwaltung und des Stadtelternbeirats. Unterschiedliche Interessen, unterschiedliche Perspektiven – und ein gemeinsames Ziel: eine tragfähige Lösung zu finden.

Die Gespräche waren intensiv, manchmal zäh, oft kontrovers. Aber sie waren notwendig. Denn wer an einer Gebührenstruktur arbeitet, die möglichst gerecht und sozial ausgewogen sein soll, muss die Wirklichkeit vieler Familien mitdenken – nicht nur die eigene Sichtweise.

Enge Zusammenarbeit mit der Verwaltung

Ein wesentlicher Teil dieses Prozesses war die enge und konstruktive Zusammenarbeit mit der Verwaltung. Viele der in die finale Version eingeflossenen Berechnungen und Modelle – insbesondere zur Staffelung der Gebühren – wurden auf Basis von Zahlen und Vorschlägen der Verwaltung entwickelt. Dazu gehörten unter anderem die Auswertung der hessischen Einkommensstatistik sowie die Modellierung der Einkommensklassen, auf deren Grundlage die Staffelungen basieren.

Vor diesem Hintergrund ist es uns wichtig zu betonen, dass zentrale Parameter wie die Einkommensgrenzen oder die prozentuale Staffelung nicht politisch „gesetzt“, sondern im Dialog mit der Verwaltung entwickelt wurden.

Die Zahlenbasis war nachvollziehbar, methodisch hergeleitet und eingebettet in die hessische Einkommensstatistik. Wer diesen Prozess pauschal infrage stellt, verkennt die Sorgfalt, mit der hier gearbeitet wurde – auf beiden Seiten.

Warum wir die Staffelung angepasst haben

Ein zentrales Ziel war, die Gebühren fairer zu gestalten. Die bisherige Staffel war so niedrig angesetzt, dass laut Angaben der Verwaltung rund 90 Prozent aller Familien automatisch in die höchste Einkommensstufe fielen. Die vorgesehenen Entlastungen kamen also nur bei einem sehr kleinen Teil der Familien an.

Natürlich existieren bereits Fördermöglichkeiten auf Kreisebene. Und ja, auch unser Steuersystem trägt bereits soziale Komponenten in sich. Doch wer daraus ableitet, dass alle Familien den gleichen Beitragssatz schultern sollen, greift zu kurz.

Eine Staffelung, die sich stärker an der realen Einkommensverteilung orientiert, schafft Zwischenräume. Sie ermöglicht es, nicht nur diejenigen zu entlasten, die ohnehin am unteren Rand stehen, sondern auch jene, die in der Mitte mittragen – oft mit wenig Puffer. Durch die Neugestaltung werden in Zukunft deutlich mehr Familien von einer Beitragsreduzierung profitieren können.

Eine Staffelung, die mehr abbildet als nur „oben“ und „unten“, macht das System fairer.

Einheitlicher Stundensatz – eine bewusste Entscheidung

In der Vergangenheit war es so: Je mehr Stunden Betreuung ein Platz umfasste, desto günstiger war die einzelne Betreuungsstunde. Die Betreuungsstunde im 9-Stunden-Platz kostete also weniger als im 6-Stunden-Platz. Diese Regelung wurde bewusst verändert.

In der Lenkungsgruppe bestand Einigkeit darüber, dass ein Platz mit mehr Betreuungsstunden nicht automatisch günstiger sein sollte als einer mit weniger. Betreuung kostet – unabhängig davon, wie viel davon in Anspruch genommen wird.

Diese Entscheidung war keine Einzelentscheidung. Sie wurde mehrheitlich, nach Abwägung, gemeinsam getroffen.

Klarheit, Verantwortung, nächste Schritte

Dass eine Neuregelung der Kita-Gebühren nicht alle gleichermaßen zufriedenstellen wird, war allen Beteiligten bewusst. Aber Entscheidungen dürfen nicht davon abhängig gemacht werden, ob sie jedem gefallen. Sondern ob sie gut vorbereitet, durchdacht und im Rahmen des politisch Machbaren verantwortbar sind.

Demokratie lebt davon, dass nicht immer alle einer Meinung sind. Aber sie lebt auch davon, dass Arbeit sichtbar wird, dass man Haltung zeigt – und dass man an entscheidenden Stellen Verantwortung übernimmt.

Wir von der Unabhängigen Liste danken allen, die sich in diesem Prozess eingebracht haben. Wir freuen uns, dass die nächsten Schritte nun gegangen werden können.

Wir freuen uns, dass wir nun gemeinsam mit Bündnis90/Die Grünen und SPD eine Lösung auf den Weg gebracht haben, die viele Vorteile mit sich bringt – eine faire Verteilung bei Familien und Stadt.

Kita-Gebühren: Ein gemeinsamer Arbeitsstand

Kita-Gebühren: Ein gemeinsamer Arbeitsstand

Am vergangenen Mittwoch, 18.06.25, stand unser Antrag zur Einbringung der erarbeiteten Kita-Gebührenmodelle auf der Tagesordnung der Idsteiner Stadtverordnetenversammlung – als letzter Punkt einer ohnehin sehr langen Sitzung. Kurz vor 23 Uhr wurde er aufgerufen – und dennoch mit klarer Mehrheit angenommen.

Gemeinsam mit den Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, SPD und FDP konnten wir erreichen, dass die Ergebnisse der interfraktionellen Lenkungsgruppe nun endlich in die weiteren Beratungen gehen.

Ein kurzer Rückblick

Anfang 2023 wurde – damals auf Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen – fraktionsübergreifend beschlossen, die Benutzungsordnung und die Gebührenstruktur der städtischen Kindertageseinrichtungen grundlegend zu überarbeiten.

Im Sommer desselben Jahres nahm eine Lenkungsgruppe ihre Arbeit auf, in der Vertreter:innen aller Fraktionen, der Verwaltung, der Kitas und auch des Stadtelternbeirats (STEB) intensiv an einer Neuausrichtung arbeiteten.

Am Ende der zahlreichen Sitzungen, Diskussionen und Abwägungen standen zwei ausformulierte Modelle. Nächster Schritt sollte sein, diese zur weiteren Beratung in den Magistrat und in die Ausschüsse zu überführen.

Doch dieser Schritt war bislang nicht erfolgt.

Unser Antrag zielt daher auf eine reine Beschleunigung des Verfahrens ab

Die Unabhängige Liste forderte keine Entscheidung über eines der beiden Modelle, sondern lediglich deren Einbringung zur weiteren politischen Beratung.

Dass es dennoch in der Stadtverordnetenversammlung bereits Diskussionsbedarf gab, zeigt, wie schwierig sich mitunter der Umgang mit komplexen Themen gestaltet.

Unter anderem wurde vorgebracht, dass die Unterlagen zu umfangreich seien, um sie kurzfristig zu beraten.

Dazu sei angemerkt: Die Inhalte sind nicht neu – sie wurden über Monate hinweg gemeinsam erarbeitet. Die erarbeiteten Modelle sind das Ergebnis dieses gemeinsamen Prozesses.

Auch der Hinweis, mögliche gesetzliche Änderungen auf Landesebene könnten bevorstehen, wurde als Argument für eine weitere Vertagung angeführt. Doch solange keine konkreten Auswirkungen bekannt sind – und auch den Mitgliedern der Lenkungsgruppe hierzu keine verlässlichen Informationen vorliegen –, kann das kein hinreichender Grund sein, die Weiterarbeit auszusetzen.

Politik darf aufmerksam sein, aber sie darf sich nicht im Wartemodus verlieren.

Was mich persönlich bewegt

Im Nachgang der Sitzung erreichten mich einige persönliche Rückmeldungen aus unterschiedlichen Fraktionen. Darunter auch von Kolleginnen und Kollegen, die in der Sache anderer Meinung waren – sich aber ausdrücklich für den sachlichen Ton und die Klarheit in der Argumentation bei mir bedankten.

Diese Rückmeldungen zeigen mir, dass politische Auseinandersetzung nicht laut sein muss, um wirksam zu sein.

Respekt und Haltung sind kein Widerspruch.

Und wir erreichen mehr, wenn wir gemeinsam vorankommen – statt uns im politischen Klein-Klein zu verlieren.

Tournesol: Quo vadis?

Tournesol: Quo vadis?

Am 22. Februar 2024 hatten wir ULIs die Gelegenheit, den aktuellen Stand des Sanierungsprojekts und der Wiederinstandsetzungsarbeiten am Tournesol zu besichtigen. Nach dem Brand am 20. Januar 2023 wurden umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um das Schwimmbad wiederherzustellen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Da nicht jede:r Bürger:in von Idstein Gelegenheit hat, sich selber ein Bild von dem zu machen, in das die Stadt erhebliche öffentliche Mittel steckt, fassen wir in diesem Blogpost zusammen, was wir gesehen und zu hören bekommen haben, und ordnen es aus unserer Sicht ein.

Jörg Jansen, einer von zwei Geschäftsführern der Idsteiner Sport- und Freizeitanlagen GmbH und gleichzeitig als Amtsleiter des Sozialamtes Angestellter der Verwaltung, erläuterte den aktuellen Stand der Maßnahmen und führte durch die Technik sowie den Schwimmbad- und Saunabereich. Er gab dabei einen Ausblick über die nächsten Schritte der Sanierung und schrittweisen Wiedereröffnung, die für die nächsten Monaten geplant sind. Jansen berichtete, dass die mögliche Eröffnung des Außenbeckens schon kommenden Mai erfolgen könne, vorausgesetzt, die Witterungsbedingungen erlauben den Freibadbetrieb. Das Wasser kann gegebenenfalls beheizt werden, so daß es nicht 21°C wie  im vergangenen Jahr, sondernetwa 25° C erreichen könne.

Das Unternehmen Polygon führt derzeit eine aufwändige Handreinigung an der Innenseite der Kuppel in einem 3-stufigen Verfahren durch, um Brandspuren zu entfernen und das Metall vor Schäden zu schützen. Anschließend müssen alle 3.000 Schrauben der Kuppel ausgetauscht werden, um die Sicherheit und Stabilität der Konstruktion zu gewährleisten.

Ursprünglich sollten 20% der Energieversorgung des Tournesols durch Erdwärme-Nutzung, erfolgen. Allerdings stellte sich heraus, dass drei der 35 Leitungen nicht wie geplant nutzbar sind, was zu einem überproportionalen Verlust von etwa 18-20% der Energie führt. Derzeit wird geprüft, ob es wirtschaftlicher ist, die defekten Leitungen gleich ganz stillzulegen, da sonst der Parkplatz wieder aufgerissen werden müsste, um die Leitungen neu zu verlegen. Zusätzlich wird auf Solarthermie auf dem Dach und auf Brennwerttechnik gesetzt. Auf die Frage, warum weiterhin der Großteil der Beheizung durch Erdgas erfolge, antwortete Jansen, dass die Versicherung die Wiederherstellung des Zustandes vor dem Brand fordere. Veränderungen müssten über eigene Mittel finanziert werden. Aus diesem rein wirtschaftlichen Grund wird also das Blockheizkraftwerk mit Gas betrieben, auch wenn absehbar ist, daß aus wirtschaftlichen, geopolitischen und natürlich vor allem Umweltschutzgründen dies keine zukunftsfähige Energieform ist.

Auf unsere Rückfragen bezüglich der Kosten und zukünftigen Investitionen blieb Jansen sehr vage. Sicher ist, dass die im Haushalt bewilligten Mittel nicht ausreichen werden und mit weiteren Kosten zu rechnen ist. Die Versicherungsgesellschaft erkennt nur einen Teil der Schäden als Brandschäden an, sodass mit erheblichen weiteren Kosten zur Instandsetzung zu rechnen ist.

 

Das Thema „Tournesol“ steht auf der Tagesordnung der öffentlichen Sitzung des Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsausschusses am 07.03.2024 unter der Überschrift „Sachstandsbericht zur Sanierung des Tournesolbades durch die Geschäftsführung der ISF“.

 

Konkrete, vor allem auch finanzielle Informationen liegen den Ausschussmitgliedern bis heute nicht vor. Die ULI hofft, dass nicht nur baulich-operative Rückschau betrieben wird, sondern vor allem auch die Probleme, Lösungsalternativen und jeweils damit verbundenen Kosten und Kostentreiber benannt werden.

Verantwortliche politische Entscheidungen – wie die zu erwartende Entscheidung, über eine massive Erhöhung der bereitzustellenden Finanzmittel – können aber nur getroffen werden, wenn die nicht nur offensichtlichen Probleme thematisiert werden, sondern Informationen in vollem Umfang bereitgestellt werden. Andernfalls ist zu erwarten, dass wir immer wieder an dem Punkt angelangen, dass die Fraktionen sich mit dem Auftrag der Bereitstellung weiterer finanzieller Mittel auseinandersetzen müssen.

In diesem Sinne sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, als Zuschauer an der Ausschusssitzung am 07.03.2024 teilzunehmen und sich selbst ein Bild zu machen.