Tournesol: Quo vadis?

von 6.03.20245 Kommentare

Am 22. Februar 2024 hatten wir ULIs die Gelegenheit, den aktuellen Stand des Sanierungsprojekts und der Wiederinstandsetzungsarbeiten am Tournesol zu besichtigen. Nach dem Brand am 20. Januar 2023 wurden umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um das Schwimmbad wiederherzustellen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Da nicht jede:r Bürger:in von Idstein Gelegenheit hat, sich selber ein Bild von dem zu machen, in das die Stadt erhebliche öffentliche Mittel steckt, fassen wir in diesem Blogpost zusammen, was wir gesehen und zu hören bekommen haben, und ordnen es aus unserer Sicht ein.

Jörg Jansen, einer von zwei Geschäftsführern der Idsteiner Sport- und Freizeitanlagen GmbH und gleichzeitig als Amtsleiter des Sozialamtes Angestellter der Verwaltung, erläuterte den aktuellen Stand der Maßnahmen und führte durch die Technik sowie den Schwimmbad- und Saunabereich. Er gab dabei einen Ausblick über die nächsten Schritte der Sanierung und schrittweisen Wiedereröffnung, die für die nächsten Monaten geplant sind. Jansen berichtete, dass die mögliche Eröffnung des Außenbeckens schon kommenden Mai erfolgen könne, vorausgesetzt, die Witterungsbedingungen erlauben den Freibadbetrieb. Das Wasser kann gegebenenfalls beheizt werden, so daß es nicht 21°C wie  im vergangenen Jahr, sondernetwa 25° C erreichen könne.

Das Unternehmen Polygon führt derzeit eine aufwändige Handreinigung an der Innenseite der Kuppel in einem 3-stufigen Verfahren durch, um Brandspuren zu entfernen und das Metall vor Schäden zu schützen. Anschließend müssen alle 3.000 Schrauben der Kuppel ausgetauscht werden, um die Sicherheit und Stabilität der Konstruktion zu gewährleisten.

Ursprünglich sollten 20% der Energieversorgung des Tournesols durch Erdwärme-Nutzung, erfolgen. Allerdings stellte sich heraus, dass drei der 35 Leitungen nicht wie geplant nutzbar sind, was zu einem überproportionalen Verlust von etwa 18-20% der Energie führt. Derzeit wird geprüft, ob es wirtschaftlicher ist, die defekten Leitungen gleich ganz stillzulegen, da sonst der Parkplatz wieder aufgerissen werden müsste, um die Leitungen neu zu verlegen. Zusätzlich wird auf Solarthermie auf dem Dach und auf Brennwerttechnik gesetzt. Auf die Frage, warum weiterhin der Großteil der Beheizung durch Erdgas erfolge, antwortete Jansen, dass die Versicherung die Wiederherstellung des Zustandes vor dem Brand fordere. Veränderungen müssten über eigene Mittel finanziert werden. Aus diesem rein wirtschaftlichen Grund wird also das Blockheizkraftwerk mit Gas betrieben, auch wenn absehbar ist, daß aus wirtschaftlichen, geopolitischen und natürlich vor allem Umweltschutzgründen dies keine zukunftsfähige Energieform ist.

Auf unsere Rückfragen bezüglich der Kosten und zukünftigen Investitionen blieb Jansen sehr vage. Sicher ist, dass die im Haushalt bewilligten Mittel nicht ausreichen werden und mit weiteren Kosten zu rechnen ist. Die Versicherungsgesellschaft erkennt nur einen Teil der Schäden als Brandschäden an, sodass mit erheblichen weiteren Kosten zur Instandsetzung zu rechnen ist.

 

Das Thema „Tournesol“ steht auf der Tagesordnung der öffentlichen Sitzung des Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsausschusses am 07.03.2024 unter der Überschrift „Sachstandsbericht zur Sanierung des Tournesolbades durch die Geschäftsführung der ISF“.

 

Konkrete, vor allem auch finanzielle Informationen liegen den Ausschussmitgliedern bis heute nicht vor. Die ULI hofft, dass nicht nur baulich-operative Rückschau betrieben wird, sondern vor allem auch die Probleme, Lösungsalternativen und jeweils damit verbundenen Kosten und Kostentreiber benannt werden.

Verantwortliche politische Entscheidungen – wie die zu erwartende Entscheidung, über eine massive Erhöhung der bereitzustellenden Finanzmittel – können aber nur getroffen werden, wenn die nicht nur offensichtlichen Probleme thematisiert werden, sondern Informationen in vollem Umfang bereitgestellt werden. Andernfalls ist zu erwarten, dass wir immer wieder an dem Punkt angelangen, dass die Fraktionen sich mit dem Auftrag der Bereitstellung weiterer finanzieller Mittel auseinandersetzen müssen.

In diesem Sinne sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, als Zuschauer an der Ausschusssitzung am 07.03.2024 teilzunehmen und sich selbst ein Bild zu machen.