Hilferuf aus Eschenhahn

 

Bild: Petra Hoffmann

Uns erreichte heute Vormittag die Mail einer Eschenhahner Bürgerin, in der sie ausser der Unabhängigen Liste auch den Bürgermeister der Stadt Idstein Christian Herfurth, den Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises Frank Kilian, die Vorsitzenden von SPD, CDU, FDP, Grünen und FWG, den Ortsvorsteher von Eschenhahn Helmut Pötzl, die Lokalredaktion Untertaunus der VRM-Gruppe (zu der die Idsteiner Zeitung gehört) und den Hessischen Rundfunk anschrieb.

Es geht um den „Schneetourismus“ vom vergangenen Wochenende, der für Chaos um Eschenhahn sorgte und den Unwillen der Anwohner hervorrief. Wir konnten dem Treiben über die diversen Foren in den sozialen Medien folgen.

Auch wir sind der Meinung, dass hier sehr schnell und unkompliziert Lösungen gefunden werden müssen, um in diesen schwierigen Zeiten keine zusätzlichen Belastungen für die Bewohner heraufzubeschwören. Insbesondere sind die Bürgermeister von Idstein, Niedernhausen, Taunusstein und Waldems aufgerufen, für ihre betroffenen Ortsteile aktiv zu werden.

Aber auch und vor allem, appellieren wir an die Besucher:innen aus nah und fern, halten Sie sich an die Regeln, respektieren Sie das Eigentum anderer, schonen Sie die Natur und fahren Sie nach Hause, wenn die Kapazitäten der Erholungsgebiete erschöpft sind.

Lieber Christian,

wie aus der Presse zu ersehen ist, ist die Situation in unseren Dörfern bzw. in der Natur um die Dörfer im Westen Idsteins herum mittlerweile unerträglich. Davon ist auch Eschenhahn erheblich betroffen. Den Presseberichten ist nichts hinzuzufügen. Es ist unfassbar traurig.

Im gleichen Ausmaß, in dem nun andere Kommunen wie Taunusstein, Niedernhausen, aber auch ganze Regionen ihre Gebiete komplett sperren und Zwangsmaßnahmen einführen, sind in den kommenenden Tagen Verlagerungseffekte auch nach Eschenhahn zu erwarten. Wer die sozialen Medien und die einschlägigen Foren ein wenig beobachtet, kann das jetzt schon sehr gut erkennen. Hier werden schon „Alternativstandorte“ für das Rodeln und das „Naturerleben“ geteilt und „beworben“.

Neben den sich abzeichnenden Auswirkungen auf die Natur und die Landwirtschaft ist natürlich auch die Pandemielage eine besondere Herausforderung. Wir kommen im RTK gerade erst aus einem verschärften Lockdown raus und brauchen nun wirklich keine Verschlechterung der Zahlen und eine Mehrbelastung der Krankenhäuser.

Ich bitte Dich also sehr herzlich darum, nicht erst zu warten, bis die nächsten Tage und insbesondere am Wochenende das vollständige Chaos hier in Eschenhahn ausbricht, sondern vorausschauend zu handeln und dafür zu sorgen, dass Bürger und die Polizei nicht (wieder) mit der Situation alleine gelassen werden. Es kann nicht sein, dass von der Stadt Idstein hier die Augen zugemacht werden und man wartet, bis der Schnee wieder wegtaut und die Touris wie von selbst „verschwinden“. Ergo: Es muss auch in Eschenhahn mit Absperrungen und der Präsenz der Ordnungspolizei gehandelt werden, anders geht das hier nicht. Das ist hier bei uns nicht so einfach, weil es sehr viele Wege in die Natur gibt. Aber es kann nicht sein, dass wir hier warten, bis es zu spät ist.

(Übrigens: Die Stadt hat noch nicht mal Mülleimer aufgestellt, die werden auch noch von einem Eschenhahner Bürger privat finanziert und geleert. Was das jetzt bedeutet, muss ich nicht hier auseinandersetzen.)

Ich fordere Dich also auf, proaktiv zu handeln und das Chaos zu vermeiden anstatt es – wenn es zu spät ist – auf dem Rücken der Natur, der Polizei, der Bürger und in der Folge auch der Krankenhäuser – „nachzuverwalten“. Dann ist es definitiv zu spät.

Danke.

Freundliche Grüße,

Petra Hoffmann

Eschenhahn

Dazu passt der Kommentar von Mathias Gubo von der Taunussteiner (!) Lokalredaktion der Idsteiner Zeitung.

Rücksichtslos

Liegt passiert es wirklich nur an Corona? Oder was ist da passiert am Wochenende im verschneiten Untertaunus? Betroffene beschreiben die Schneetouristen mit den auswärtigen Autokennzeichen als aggressiv und unverschämt, nennen sie „wohlstandsverwahrlost“. Sind das die Menschen, die im Jahr zuvor noch in Ischgl oder Sölden „die Sau rausgelassen“ haben und nur auf eine Gelegenheit gewartet haben, den so vermissten Skiurlaub wenigstens im Kleinformat nachzuholen? Der Gedanke macht Angst ob der Rücksichtslosigkeit, die da an den Tag gelegt wurde. Fremde Grundstücke wurden betreten und zum Teil sogar verwüstet, Anordnungen der Behörden einfach ignoriert. In einem kollektiven Blackout scheinen Menschen vergessen zu haben, wie man sich als Gast benimmt. Das war kein guter Start ins neue Jahr!

Bild: Stefanie Streim