Agri-PV?! Bundes-„Ampel“ dafür – „Idsteiner Ampel“ dagegen
ULI-Antrag, sich mit Agri-PV informativ zu befassen, scheitert an Rot-Grün-Gelb
Mit dem gerade verabschiedeten sog. „Osterpaket“ reagiert die Bundesregierung politisch logisch auf das dringliche Gebot einer möglichst raschen Energiewende. Photovoltaik (PV)-Anlagen bleiben dabei einer der wichtigsten Bausteine. Durch die neuen Erleichterungen bei der Umsetzung von Freiflächen-Anlagen mit sog. Agri-PV-Modulen wird allerdings ein neuer Schwerpunkt gesetzt.
Die Unabhängige Liste (ULI) setzt sich bereits seit dem Aufstellungsbeschluß des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes „Solarpark Rosenkippel“ im Jahr 2020 mit dem Für und Wider von Agri-PV intensiv auseinander.
„Bei Agri-PV-Anlagen können die PV-Module senkrecht installiert werden. Das stabilisiert nicht nur unser aller Stromnetz, sondern erlaubt vor allem die weitere Bewirtschaftung von bis zu 90% der Ackerfläche, auf der die Anlage steht. Etwa alle 10 Meter wird, quasi als PV-Zaun, eine Modulreihe errichtet, üblicherweise mit Wildblumen untergrünt“, erläutert Patrick Schauß, ULI-Mitglied im Bau- und Planungsausschuß. Wasserhaushalt und Bodenstruktur bleiben, anders als bei den bislang geplanten herkömmlichen Modultischen, ungestört, ebenso wie die Aufflugmöglichkeit für jagende Greifvögel der Feld- und Offenlandschaft. Die Wildblumenstreifen heben dabei sogar den Biotopwert.
Foto: next2sun
Die bisherige Planung mit Modultischen führt laut ULI zu einem klar absehbarem Zielkonflikt: In seiner jetzigen Planung nimmt der debattierte „Solarpark Idstein“ immerhin 8,5 ha Ackerfläche für mindestens 20, womöglich bis zu 30 Jahren aus der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung.
„Je mehr landwirtschaftliche Fläche irgendwo verloren geht, desto intensiver werden die verbleibenden landwirtschaftlichen Flächen beackert werden müssen. Das steht den Nachhaltigkeitszielen der Bundesregierung klar entgegen“, warnt Schauß.
Während die Ampelkoalition im Bund den „Ausbau der Photovoltaik auf Freiflächen im Einklang mit landwirtschaftlicher Nutzung und Naturschutz“ ganz ausdrücklich mit Agri-PV fördern will, haben sich in Idstein die „Ampel“-Parteien dagegen gesperrt, zum Thema Agri-PV auch nur Informationen einzuholen.
Die ULI hat ihren entsprechenden Änderungsantrag, mit dem Ziel, Verwaltung und Politik über das Für und Wieder der Agri-PV einen Informationseinstieg zu geben, bewußt so formuliert, daß er hinsichtlich des Ablaufes der Bauleitplanung für den „Solarpark Rosenkippel“ zeit- und prozeßneutral gewesen wäre.
„Leider reichte es nicht aus, daß CDU und FWG die Chance erkannt haben, die unser Antrag eröffnet hätte: Ohne das laufende Bauleitplanverfahren zu beeinträchtigen, wäre die politische Entscheidungsgrundlage für Umsetzungsoptionen und Vorhaben mit wirklich moderner, zukunftsfähiger und zielkonfliktfreier Photovoltaik verbessert worden“, bedauert Birgit Anderegg, die schon im Klima-, Umwelt- und Betriebsausschuß für die unverbindliche Prüfung von Agri-PV-Anlagen für den Rosenkippel geworben hatte. Die ULI hält dies für wichtig, um die Idsteiner Beiträge zur Energiewende klug vorzubereiten und effektiv umzusetzen. „Aus Berlin weht derzeit kräftiger Rückenwind für Agri-PV. Gleichzeitig wird er Vorhabenträgern, die sich der Agri-PV verschließen, sehr absehbarerweise ebenso kräftig ins Gesicht blasen“, ist Anderegg sicher. Sie hofft daher darauf, daß auch die Idsteiner Ampel im weiteren Verlauf der Bauleitplanung „Solarpark Rosenkippel“ ihre Ablehnung gegenüber ergebnisoffenen Informationen und Diskussionen zu Agri-PV aufgibt, ganz im Sinne ihrer Parteifreund:innen im Bund.
Bei der Nutzung des Rosenkippels als Energieträger drängen sich die Agri-PV-Anlagen in ihrer „Zaunversion“ förmlich auf! Als differenzierte Weiterentwicklung in der Photovoltaik zu den herkömmlichen starren, raumgreifenden und „plakativen“ Modultischen, die nicht nur einen drastischen Einschnitt in Flora und Fauna bedeuten, sondern in Idstein zusätzlich den vertrauten Anblick des „Hausberges“ verfremden würden, gewährt diese der Natur ihren dynamischen Freiraum!
Eine Prüfung dieser von der ULI dankenswerterweise im wahrsten Sinne des Wortes „ins Feld geführte“ Alternative sollte im weiteren Verlauf der Bauleitplanung in jedem Fall noch das Interesse der Idsteiner Ampel finden!
Interessant, bisher waren doch in erster Linie die CDU und die FWG die Bremser, man denke nur an das Possenspiel des Klimaschutzbeauftragten.
Ampel ist doch nicht Ampel, wobei in diesem Fall der Idsteiner-Ampel ein „Armutszeugnis“ ausgestellt werden muss.
Also bleibt dran.
Ansonsten fördern solche Aktionen die Politikverdrossenheit!
Hallo – ich bin auch dafür sich weiterhin für die Agri-PV Module
stark zu machen!
In Idstein scheint eben vieles anders zu sein. Als relativer Neubürger musste ich das ja bereits mehrfach registrieren. Auch bei diesem aktuellen, so existenziellen Thema ist es ein Glück, dass es die ULI gibt und entsprechend engagiert und kompetent argumentiert. Bleibt unbedingt auf diesem Weg.
Viele Grüße vom Nordkap.
Und was sind die Argumente der Ampel dagegen? Gibt es da was greifbares oder will man sich damit einfach nicht befassen?
„Keine Ahnung aber wir sind dagegen“?
Hallo Volker, wir verweisen auf das Protokoll der Stadtverordnetenversammlung vom 07.04.2022. Ampelseitig wurde unser Änderungsantrag ignoriert und es wurden stattdessen die sattsam bekannten Argumente für die Trianel-Lösung vorgetragen.
Der ULi Antrag scheint mir sinnvoll und logisch und vor allem besser mit einem Landschafts- und Naturschutz vereinbar.
Bleit hartnäckig