Der Volkstrauertag, ein lebloses Ritual?

von 14.Nov 20220 Kommentare

Wie in jedem Jahr haben wir von der Unabhängigen Liste auch 2022 den Euthanasieopfern des Kalmenhofes gedacht.

Wir haben uns gefragt, ob und wie es möglich ist, einem so wichtigen Gedenktag wie dem Volkstrauertag einen angemessenen gesellschaftlichen Stellenwert zu geben. Vielen ist der Hintergrund unbekannt, etlichen der Termin nur noch Pflicht.

Seit dem Ende des 2. Weltkrieges ist der Volkstrauertag ein Gedenktag, an dem der im Krieg gefallenen deutschen Soldaten gedacht wird. Seit Ende der 80ziger Jahre hat sich das Gedenken gewandelt und es stehen die Opfer des Nationalsozialismus im Vordergrund. Der Tag ist nicht nur ein Trauertag, sondern soll auch als Zeichen für Frieden und Versöhnung stehen. Um Versöhnung zu erreichen, bedarf es des Wissens über die Dinge, die geschehen sind. Dies gilt insbesondere für die Geschehnisse im Kalmenhof während des Nationalsozialismus.

Nach wie vor gibt es keinen Gedenkort und damit auch Lernort in Idstein, der diesen Namen auch verdient hätte. Keinen Ort, an dem sich interessierte Menschen jeden Alters ein Bild von dem machen können, was in Idstein jahrzehntelang unter den Teppich gekehrt wurde. Nach 77 Jahren gibt es vor allem Absichtserklärungen und Lippenkenntnisse. Warum nach Hadamar fahren (die nächstgelegene Gedenkstätte), wenn das Grauen vor der eigenen Haustüre liegt?

Was tun mit den wachsenden Zahlen von Menschen mit Migrationshintergrund, multinationalen Schulklassen und verschiedenen Glaubensrichtungen? Wie kann es gelingen, Gedenkkultur und einen nationalen Gedenktag wie den Volkstrauertag näher zu bringen?

Fragen, auf die die Verantwortlichen in der Kommunalpolitik und den zuständigen Organisationen wie Vitos und Landeswohlfahrtsverband schnell Antworten finden müssen, um in Zukunft mehr über Verantwortung als über Schuld zu diskutieren.