Weitsicht des Waldemser Bürgermeisters Hies zahlt sich in Zeiten von Corona aus
Die Netzabdeckung ist in vielen Kommunen des ländlichen Raumes in Hessen noch immer sehr lückenhaft. Daher hat die Landesregierung vor einiger Zeit das Förderprogramm „Digitale Dorflinde“ aufgelegt, so dass Gemeinden mehrere „Hotspots“ einrichten können, meist an den Dorfgemeinschaftshäusern. Allerdings läuft das Förderprogramm Ende 2020 aus und überlässt den Weiterbetrieb, und damit auch die dann anfallenden Kosten, den Kommunen.
Die „Digitale Dorflinde“, für die sich Nachbargemeinden wie Idstein entschieden haben, ist uns nach der sehr kurzen Förderperiode viel zu kostenintensiv“, befand der Waldemser Bürgermeister Markus Hies und suchte daher nach anderen Möglichkeiten, die Netzinfrastruktur der Waldemser Ortsteile zu verbessern. Die Antwort habe er beim sogenannten Freifunk gefunden, einer bürgerschaftlichen Initiative, die im benachbarten Idstein sehr eng mit der Unabhängigen Liste (ULI) zusammenarbeite, um vor allem die unterversorgten kleinen Idsteiner Ortsteile besser an Mobilfunk und Internet anzubinden.
Schon im ersten Treffen von Hies und seinem Bauamtsleiter Simon Gerhardt mit den Freifunkern der Rheingau-Taunus-Community und der Unabhängigen Liste Idstein wurden die Möglichkeiten deutlich, die sich Waldems mit dem Einstieg in Freifunk böten, so dass Hies auch sehr entscheidungsfreudig und schnell handelte.
Der Waldemser Bürgermeister bezieht klare Position: „Wie dringlich es ist, bei digitaler Kommunikation und Mobilität zukunftsfähige Strategien zu entwerfen, um neue Technologie bürgerfreundlich und barrierefrei anzubieten, zeigt uns die aktuelle Situation, in der die
Freifunk ist eine Möglichkeit, jeden vorhandenen Internetanschluss über eine WLAN-Verbindung mit anderen Menschen zu teilen. Technisch geht das, vereinfacht dargestellt, über einen weiteren WLAN-Router oder -Accesspoint, der mit einer OpenSource-Software bespielt und an den vorhandenen Internetrouter angeschlossen wird. Diese Geräte können ohne weitere Konfigurationen untereinander kommunizieren und bauen selbsttätig ein sogenanntes Mesh-Netzwerk auf. Die Gäste, die den Freifunk-Hotspot benutzen, gelangen jedoch nicht direkt über den lokalen Anschluss ins Internet, sondern über einen VPN-Tunnel (VPN = Virtual Private Network), der mit einem der vielen Freifunk-Server verbunden ist und die User-Daten anonymisiert. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Betreiber des Routers nicht dafür zur Rechenschaft gezogen werden kann, sondern nach dem Verursacherprinzip der Benutzer haftbar ist. Stellt ein Café, Restaurant oder Hotel seinen Gästen freies WLAN zur Verfügung, war diese Haftung („Störerhaftung“ genannt) in der Vergangenheit oft ein Problem, mit Freifunk gibt es jetzt eine wirklich gute Alternative!
Seit dem ersten Gespräch seien bereits vier Freifunk-Sender an den Dorfgemeinschaftshäusern in Bermbach, Esch und Reichenbach installiert und aktiviert worden. Dort könne jetzt jeder mit seinem Handy oder jedem anderen WLAN-fähigen Endgerät das offene Netzwerk komplett anonym, kostenfrei und ohne Anmeldung oder andere elektronische Fußfesseln nutzen. Weitere Freifunk-Geräte sind bereits bestellt und werden in den nächsten Wochen mit Unterstützung von Volker Mink, der sich sowohl in der Freifunk-Community wie bei der ULI engagiert, in weiteren Waldemser Ortsteilen in Betrieb genommen. Auch haben sich bereits Waldemser Bürgerinnen und Bürger gemeldet, die mit Freifunk-Routern, die sie bei sich zuhause installieren lassen werden, dazu beitragen wollen, das Netz, das sich über Waldems spannen soll, wachsen zu lassen.
„Wir freuen uns sehr, dass Bürgermeister Hies mit seinem Anliegen auf uns zugekommen ist; denn derart bürgernahe und soziale Anliegen wie dasjenige, Waldems mit Freifunk auszustatten, unterstützen wir natürlich gerne, auch wenn es sich jenseits der Grenzen unserer Heimatgemeinde Idstein befindet. Engagement für eine gute Sache hört nicht an Gemeindegrenzen auf“, betont Ursula Oestreich, Vorsitzende der ULI.