Der TV Idstein soll nach langen Jahren des Wartens (seit 2009) einen Kunstrasenplatz erhalten. Der in der drittniedrigsten Spielklasse beheimatete Verein mit ca. 450 Mitgliedern in der Fussballabteilung, will dazu den Tennenplatz umbauen. Die Kostenschätzung für die Investition beläuft sich auf 550.00-600.00 EUR zuzüglich der Kosten für Pflege und Wartung. Die Stadt Idstein hat im Haushalt 2019 entsprechend 200.000 EUR eingestellt. Vom Land Hessen kam Anfang März der Förderbescheid über 110.00 EUR und vom Rheingau-Taunus-Kreis ein Zuschuss von 60.000 EUR. Bleibt für den TV Idstein ein Finanzierungsloch von 200.000-230.000 EUR.
Bürgermeister Herfurth hat dem TV Idstein die Übernahme der Pflege und Wartung für 25 Jahre zugesagt. Ein Kunstrasenplatz muss in der Regel nach 12 bis max. 15 Jahren ausgetauscht werden, was mit ca. 50.000 EUR zu Buche schlägt. Die jährlichen Kosten für Pflege und Wartung belaufen sich auf rund 20.000 EUR. Die wöchentliche Pflege des Platzes soll durch den Bauhof erfolgen. Derselbe Bauhof, der nach wie vor laut eigener Aussage personell unterbesetzt ist.
Ein Kunstrasen der sogenannten dritten Generation ist nicht mit dem Kunstrasen der ersten und zweiten Generation zu vergleichen. Ende der neunziger Jahre wurde die Technologie der dritten Generation eingeführt: ein vielschichtiges System aus unterschiedlichen Materialien. Die Basis bildet für gewöhnlich ein Unterbau aus Asphalt, auf den die Elastikschicht aufgetragen wird. Darauf wird der Kunstrasen ausgerollt. Der untere Teil des Kunstrasens wird zur Beschwerung mit Sand gefüllt, der obere mit Gummigranulat („Infill“). Das feine und weiche Granulat verbessert das Abprallverhalten des Balls und sorgt für den Spielerschutz bei Stürzen.
Im Laufe eines Jahres verliert ein Kunstrasenplatz ca. 5% des Gummigranulats, das in der Regel durch das Profil von Schuhen und Reifen vom Platz getragen oder durch Regen abgewaschen wird. Neben Plastikmüll, Kleidung aus Polyestern und anderen Kunststoffen sowie Reifen aus Kunstkautschuk stellen Kunstrasenplätze eine wichtige Quelle für die Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt dar. 40 bis 100 Tonnen solchen Gummigranulats können auf einem Fußballplatz liegen und das bedeutet, dass zwischen 2 bis 5 Tonnen Granulat pro Jahr in das Gewässersystem gelangen.
Die entscheidende Frage, die wir eigentlich von den Grünen/Bündnis90 erwartet hätten, lautet, wie die Stadt Idstein sowie der TV Idstein mit dieser unsere Umwelt fortlaufend schwer belastenden Problematik (Stichwort: Mikroplastik) umgehen wollen?
Neben Modifikationen an Aufbau und Design des Kunstrasens hilft mehr Aufmerksamkeit bei Benutzung und Pflege dieses Untergrunds, zumindest ein Bewußtsein für das Problem zu schaffen; was der erste Schritt zu einem angemessenen Lösungsansatz wäre. Es empfiehlt sich beispielsweise, den Kunstrasenplatz ständig zu fegen, das Granulat einzusammeln, sicher zu deponieren und nach Reinigung wiederzuverwenden. Regelmäßiges Ausbürsten des Rasens und speziell konstruierte Drainageanlagen verringern ebenfalls die Gefahr einer unkontrollierten Ausbreitung von Mikroplastik.
Eine Aufgabe, bei der wir den TV Idstein deutlich mehr in der Verantwortung sehen, als den Bauhof der Stadt Idstein. Den umweltbewußten Umgang mit dem neuen Kunstrasenplatz zu vermitteln, gehört sicher zukünftig zu den Aufgaben der Trainer und Betreuer, da sie direkt auf dem Platz stehen und Einfluss auf das Verhalten der Kinder, Jugendlichen und erwachsenen Aktiven nehmen.
Eine Alternative bei der Verwendung als Infill anstatt Gummigranulat, ist das Naturprodukt Kork. Korkgranulat ist ein nachwachsender Rohstoff, der aus der Borke der Korkeiche (Quercus suber) in gewonnen wird. Für die Verwendung als Infill sprechen viele positive Eigenschaften von Kork:
- dämmende Eigenschaften bei geringer Wärmeaufnahme aus Sonneneinstrahlung
- hohe Elastizität wegen hohem Anteil an luftgefüllten Zellstrukturen
- hohe Stabilität und geringer Verschleiß
- hoher Feuerwiderstand
- reaktionsträge gegenüber einer großen Zahl an Säuren und weiteren chemischen Substanzen
- nachhaltige Produktions- und simple Verarbeitungsprozesse
Quelle: polytan.de
Osnabrücker Sportplatztage 2017
Labor Lehmacher | Schneider – Osnabrück
Kunststoffrasen eine Belastung für Umwelt?
Immerhin müsse man für Bau und 25 Jahre Pflege der Anlage mindestens 1.200.000 Euro veranschlagen. Der geschäftsführende Vorstand Andreas Reuther betont: „Das Ganze fällt uns wegen der gleichzeitigen Belastung mit dem Sporthallenbau und der erheblichen finanziellen Größenordnung nicht leicht. Da ist eine deutliche Unterstützung durch die Mitglieder unausweichlich nötig.“
Bezüglich des Kunstrasenplatzes gehe er davon aus, dass die 200.000 Euro Kostenbeteiligung der Stadt vom Idsteiner Parlament genehmigt würden. „Künftig werden dieser Platz und auch die der anderen Vereine durch die Stadt gepflegt. Inwieweit vom Landesförderprogramm und vom Kreis Zuschüsse kommen, ist noch offen.“ Letztlich profitiere ja auch der Schulsport vom Kunstrasenplatz.
Daher habe sich die Stadt auch bereit erklärt, für die nächsten 25 Jahre die Pflege des Kunstrasenplatzes zu übernehmen. Mitarbeiter des Bauhofes erhielten noch eine entsprechende Schulung, damit die professionelle Instandhaltung gewährleistet sei.
Sehr geehrte Fr. Oestreich,
ich leite seit 2016 dieses Kunstrasenprojekt für den TV1844Idstein und habe mich somit seit längerem mit diesem Thema auseinandergesetzt.
1. Granulat:
Natürlich wird auf der Zissenbach II umweltfreundliches Korkgranulat verwendet werden.
Dies wurde schon 2018 gemeinsam mit Architekt, Stadt Idstein und TV1844Idstein beschlossen.
In den letzten Monaten konnten wir in der weiteren Umgebung einige Kunstrasenplätze mit Korkgranulat besichtigen und probebespielen. Auch durch diese Erfahrungen konnte nochmals bestätigt werden, dass wir mit dem Korkgranulat den richtigen Weg gewählt haben.
Da Fußball ja eine Outdoorsportart ist, sind ganz besonders unsere 450 aktiven Spieler (und ebenso viele Passive) sehr mit der Natur (und dem Wetter 🙂 ) verbunden und empfinden diese ebenso wie Sie als schützenswert.
2. Naturrasen:
Leider spielen uns hier die Vegetationsphasen in unseren gemäßigten Breiten gegen die Karten. Unser schöner Naturrasenplatz auf der Zissenbach I ist leider von November bis in den April hinein sowie den gesamten Juli gesperrt. Somit benötigt der Verein ein Spielfeld, auf dem ein geregelter Trainings- und Spielbetrieb für die täglich 50-100 Aktiven möglich ist.
Schade, dass Sie sich nicht vorab mit der Stadt oder dem TV1844Idstein in Verbindung gesetzt haben.
Gerne stehe ich Ihnen für weitere Informationen zur Verfügung und wäre Ihnen sehr dankbar, nähmen Sie diesen fehlerhaften Artikel einfach wieder aus dem Netz.
Hochachtungsvoll,
Ingo Viehböck
Sehr geehrter Herr Viehböck,
vielen Dank für Ihren Kommentar.
1. Granulat: Nach der aktuellen Informationslage, war die Verwendung von Korkgranulat in der Öffentlichkeit nicht bekannt. Genau gesagt, gab es überhaupt keine Informationen zur Beschaffenheit des Kunstrasenplatzes. Wünschenswert ist daher eine transparente Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern, aus deren Steuermitteln ein Großteil des Kunstrasenplatzes finanziert wird.
2. Naturrasen: Das sind wir einer Meinung.
Der Blogbeitrag ist an sich nicht fehlerhaft, sondern stellt – aus unserer Sicht – berechtigte Fragen, die von Ihnen ja nun beantwortet wurden. Vielen Dank dafür.
Beste Grüße
Ursula Oestreich
Sehr geehrter Herr Viehböck,
Interessanterweise wird in Wiesbaden bei Kunstrasenplätzen ab sofort nur noch Quarzsand verwendet (siehe IZ 25.03.2019 Seite 19). Wurde diese Variante auch geprüft? Wenn ja, warum kam diese Variante nicht zum tragen?
Mit freundlichem Gruß
Dietmar Ebel
Sehr geehrter Hr. Ebel,
aktuell ist es nach dem „Stand der Technik“ keine Alternative, wieder (wie vor 20 Jahren) nur mit Sand zu verfüllen.
Spieleigenschaften, Sommertemperaturen, Elastizität seien hier angemerkt.
Wir Idsteiner sind also mit den Naturprodukten Sand und dem nachwachsenden Rohstoff Kork auf dem richtigen und nachhaltigen Weg.
Mit freundlichen Grüßen,
Ingo Viehböck
Das Kunstrasen so problematisch sein kann war mir bisher nicht bewusst.
Da tut sich nun endlich fast weltweit etwas im Bereich Kunststoff und Mikroplastik und dann bauen wir in Idstein solche Sportplätze.
Wenn man sich den Vortrag vom Labor Lehmacher/Schneider mal durchliest wird einem ganz anders, was da so alles an Giften auftauchen kann. Ich hätte ein Problem meine Kinder darauf spielen zu lassen.
Aber welche Alternativen gibt es? Es wäre mal interessant eine Kostengegenüberstellung über 25 Jahre zu erstellen um festzustellen, wieviel teurer ein richtiger herkömmlicher Rasenplatz wäre? Wobei dies eigentlich gar keine Kostenfrage sein dürfte, wenn man die Belastungen allein der Umwelt bewertet! Ich möchte kein Mikroplastik vom Zissenbacher Sportplatz weder in der Kanalisation noch in den Weltmeeren finden!!!!
Was die Zusage der Stadt für die Pflege anbelangt erinnert dies ein bisschen an das Tournesol im kleinen………. erhöhen wir halt die Grundsteuer.