Da wird die CDU von allen anderen Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung am 3. Mai 2018 dafür gescholten, dass sie mal wieder unsozial sei. Und dabei kann man durchaus auch berechtigterweise die – zugegeben ungewohnte – Perspektive einnehmen, dass es diesmal alle waren, die mangelndes Verständnis für angemessene Sozialpolitik zeigten.
Wie das?
Wer den Artikel zum Thema in der Idsteiner Zeitung vom 05. Mai 2018 zur besagten Debatte nicht gelesen hat, weiß womöglich gar nicht, was die Familien- und Seniorenakademie (FSA) ist, um die es dabei geht. Und wer den Kommentar hierzu am selben Tag in derselben Zeitung gelesen hat, mag einen falschen Eindruck bekommen.
Denn auch, wenn es so klang (und vielleicht sogar in der Quintessenz so gewesen wäre), es ging im CDU-Antrag, der den Stein des Anstoßes bildete, zunächst nicht um die Auflösung der FSA. Vielmehr war beantragt, den bestehenden Vertrag mit den Kooperationspartnern vhs Rheingau-Taunus und Hochschule Fresenius zwar fristgerecht zu kündigen. Damit wäre aber eine Situation geschaffen, die eine Neuverhandlung der bisherigen Konditionen durchaus erlaubt hätte.
Die ULI begrüßt ausdrücklich den Vorstoß der CDU als solchen. Sie hat versucht, einen Anfang zu finden, um einzelne Positiones des sowieso schon stark belasteten öffentlichen Haushalts auf den Prüfstand zu stellen. Dies wird mit der nächsten Haushaltsaufstellung noch kritischer notwendig sein als schon in der Vergangenheit, da große Mehrbelastungen durch die jährlichen zusätzlichen Verpflichtungen im Rahmen der HESSENKASSE auf Idstein zukommen. Größenordnung: fast 600.000 EUR pro Jahr – für die nächsten knapp acht Jahre.
Da wird man viele liebgewonnene und auch wertvolle Einrichtungen neu denken müssen.
Genau dies jedoch hat die CDU mit ihrem zunächst begrüßenswerten Antrag nicht getan – sie hat die FSA nicht neu gedacht. Sie hat keine Möglichkeiten aufgezeigt, wie man die öffentliche Hand entlasten kann, ohne dabei die FSA als solche einzustellen und ohne v.a. die Hauptzielgruppe, nämlich wirtschaftlich schlechtergestellte und/oder bildungsferne Gesellschaftsgruppen, um das bislang komplett kostenfreie Bildungsangebot der FSA zu bringen.
Das ist bedauerlich, denn angemessene Niederschwelligkeit kann durchaus erhalten bleiben, ohne die Vollalimentierung der FSA beizubehalten.