Frischer Wind für Gassenbacher 2.0

Frischer Wind für Gassenbacher 2.0

Viele Idsteiner haben mit Bedauern zur Kenntnis genommen, dass seit dem 1. Oktober 2019 mit dem Hofladen auch die letzte Einrichtung des Hofgutes Gassenbach seine Pforten geschlossen hat. Die bisherige Pächterin, die Wiesbadener Jugendwerkstätten (WJW), hat den Vertrag mit dem Eigentümer des Geländes, dem Landeswohlfahrtsverband (LWV), zwar noch einmal um bis zu drei Jahre verlängert, will in dieser Zeit jedoch lediglich die Weideflächen und den Winterstall weiternutzen.

Einige Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt jedoch wollen das Hofgut zu neuem Leben erwecken. Sie haben dafür das frische, moderne und wirtschaftlich tragfähige Konzept „Gassenbacher 2.0“ entwickelt. Es entstand aus einer Initialzündung der Unabhängigen Liste (ULI) und wurde über den Verlauf eines Jahres mit breit gefächerter Expertise detailliert. So hat es einen Reifegrad erreicht, mit dem es inzwischen den relevanten Ansprechpartnern bei WJW, LWV, dem Magistrat der Stadt Idstein sowie dem Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, Frank Kilian, vorgestellt werden konnte.

„Gassenbacher 2.0“ beantwortet die Frage der Zukunft des Hofgutes langfristig, indem es das wirtschaftliche Risiko auf einander ergänzende Säulen verteilt: Ökologische Landwirtschaft und Vermarktung der auf dem Hofgut wie von anderen regionalen Anbietern erzeugten Produkte über moderne on- und offline-Möglichkeiten; Raumangebote für Einzelunternehmer, Handwerker und Kreative; sowie Restaurant, Café und Bar, die in ein kulturelles Angebot integriert werden. Eine Vernetzung der Säulen untereinander erfolgt über ein vielfältiges Bildungsangebot, das von Aus- und Weiterbildung über Bildungsurlaub bis zu Angeboten für Menschen mit Behinderungen führen wird und auch die Kleinsten, zum Beispiel mit einem Hofgut-Kindergarten, mitbedenkt.

Der „Gassenbacher 2.0“ soll genossenschaftlich organisiert werden. Neben den Hofgut-Bewirtschaftern kann sich auch jeder andere beteiligen und erhält so die Möglichkeit direkter, auch wirtschaftlicher, Teilhabe, Mitbestimmung und Identifikation. Dabei liegen die vielfältigen Vorteile einer Genossenschaft nicht nur in der vor Ort erwirtschafteten Rendite für alle Einleger sondern auch in der erhöhten wirtschaftlichen Sicherheit durch die effektive Kontrolle des Genossenschaftsverbandes.

Die treibenden Kräfte hinter „Gassenbacher 2.0“, Ursula Oestreich und Birgit Anderegg sind beide  ULI-Gründungsmitglieder. Sie legen allerdings Wert auf die Feststellung, dass die Wiederbelebung des Hofgutes natürlich eine politische Note habe, sie sie aber vor allem als eine unternehmerische Herausforderung betrachten, der sich die beiden gestandenen Einzelunternehmerinnen auch persönlich stellen werden.

„Wir freuen uns, unsere jahrzehntelange berufliche Erfahrung für dieses einmalige Projekt in die Waagschale werfen zu können und alles zu tun, um es zu einem Erfolg für die Stadtgesellschaft werden zu lassen“, führt Ursula Oestreich aus. „Gründungserfahrung in verschiedenen Branchen, internationale Verhandlungsexpertise und jahrzehntelanges Projektmanagement plus fundierter Logistikausbildung – das alles sind Aspekte die wir neben einer finanziellen Beteiligung persönlich einbringen werden, um das Projekt auf Kiel zu legen und zu begleiten“, pflichtet ihr Anderegg bei. Als Resultat vieler Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern Idsteins haben die beiden Unternehmerinnen bereits weitere Mitstreiter gewonnen, die relevantes Expertenwissen beisteuern werden.

Um baldmöglichst konkrete Schritte gehen zu können, ist ein klares und verlässliches Bekenntnis zum Hofgut Gassenbach seitens der Stadt Idstein vonnöten. „Wir werden niemanden dazu bewegen, die Genossenschaft mit Einlagen auszustatten, wenn die Stadt Idstein keine klare Unterstützung des Projektes zusagt“, so Ursula Oestreich. Und weiter: „Ebenso erwartet der LWV zunächst eine klare politische Willensbekundung bezüglich der stadtplanerischen Aspekte. Und auch wir möchten nicht in einigen Jahren vor einem Scherbenhaufen stehen, sollte sich die Stadt womöglich doch noch eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme in Form von Wohnbebauung für das Gelände vorbehalten.“

Um Interesse und aktive Unterstützung in der Idsteiner Bürgerschaft weiter auszubauen, soll das Konzept kurz nach dem Jahreswechsel auch der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dies bietet Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich mit dem „Gassenbacher 2.0“ näher auseinanderzusetzen, auch hinsichtlich etwaigen eigenen Engagements in der geplanten Genossenschaft zur Rettung und Neuaufstellung des Hofguts.

ULI goes Weihnachtsmarkt

Große Ereignisse werfen ihre … Kisten voraus.

Premiere!

In diesem Jahr ist die Unabhängige Liste (ULI) zum ersten Mal beim Idsteiner Weihnachtsmarkt vom 06.12. bis 08.12. dabei. Wir haben ein paar nette Überraschungen für Sie/Euch und natürlich auch jahreszeitgerechte Heiß- und Kaltgetränke sowie ein paar regionale Produkte im Angebot. Außerdem freuen wir uns auf interessante Gespräche.

Sie/Ihr finden uns in der Löhergasse am Stand Nr. 92 jeweils

Freitag 17.00 Uhr bis 22.00 Uhr
Samstag 11.00 Uhr bis 22.00 Uhr
Sonntag 11.00 Uhr bis 20.00 Uhr

Auf bald!

Digitale Ethik Teil 1

Digitale Ethik Teil 1

Unsere lose Serie über die Aspekte der Digitalisierung starteten wir mit der ersten Folge zum Thema: Freifunk, der demokratische Zugang.

Heute geht es weiter mit dem Thema Digitale Ethik. Klingt erstmal ein bisschen trocken, aber lesen Sie selbst.

Das Wort „Ethik“ allein steht für moralische Grundsätze, ungeschriebene Regeln für das menschliche Miteinander und Zusammenleben. Im Alltag ist das meist bekannt und funktioniert recht gut, schließlich lernt man das in der Familie, von den Eltern und auch in der Schule.

In Verbindung mit „Digital“ kommt ein ganz neuer Faktor dazu. Durch das Internet und SocialMedia erweitert sich unser soziales Umfeld und Miteinander deutlich und wesentlich rasanter als „offline“.

Das Internet kann man in dem einen oder anderen Aspekt ein wenig als den „Wilden Westen“ bezeichnen. Es gibt ein Grundgerüst an Regeln und Gesetzen, die meistens auch funktionieren. „Meistens“ ist hier aber recht dehnbar ausgelegt. Jeder wird im Internet schon mal eine schlechte Erfahrung gemacht haben, die im Alltag so nicht passiert wäre.

Der Umgangston ist wesentlich rauer, Beleidigungen sind an der Tagesordnung, man wird mit schlechten Nachrichten überflutet, die Wahrheit bleibt oft auf der Strecke oder ihr wird eine niedrige Priorität zugeordnet, man muss sehr vorsichtig sein, um nicht irgendeinem Betrug zu erliegen. Die Liste ließe sich noch länger fortführen.

Jeder wird auch mal das Wort „Datenschutz“ gehört haben und sich mehr oder weniger Gedanken darüber angestellt haben. Das „Recht auf informationelle Selbstbestimmung“ steht angedeutet in unserem Grundgesetz (Art. 2 Abs. 1 GG in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG das sogenannte allgemeine Persönlichkeitsrecht) und explizit in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union. Um die Hintergründe und die Bedeutung dieses komplexen Themas komplett zu verstehen, muss man schon Fachmann sein.

Zwei einfache Beispiele aus dem Alltag. Sie wollen, dass Ihnen niemand in die Wohnung schauen kann, also ziehen Sie die Gardinen zu oder lassen die Rollläden herunter. Lästigen Vertretern und Klinkenputzern schließen Sie einfach die Tür vor der Nase oder legen den Telefonhörer auf. Im Internet ist das nicht so einfach.

Kommen wir wieder zum Wilden Westen zurück. Man denkt an Cowboys, Postkutschenüberfälle, Goldgräberstädte und den allgemeinen Goldrausch mit all seinen Facetten. Damaliges Zahlungsmittel waren Goldmünzen, wer viele davon hatte war reich, und hatte Macht.

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Artikel 8 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union

Schutz personenbezogener Daten

(1)   Jede Person hat das Recht auf Schutz der sie betreffenden personenbezogenen Daten.

(2)   Diese Daten dürfen nur nach Treu und Glauben für festgelegte Zwecke und mit Einwilligung der betroffenen Person oder auf einer sonstigen gesetzlich geregelten legitimen Grundlage verarbeitet werden. Jede Person hat das Recht, Auskunft über die sie betreffenden erhobenen Daten zu erhalten und die Berichtigung der Daten zu erwirken.

(3)   Die Einhaltung dieser Vorschriften wird von einer unabhängigen Stelle überwacht.

Das Gold des Internets sind Daten. Ihre persönlichen Daten, Informationen über Sie und Ihr Leben. Jetzt werden die Begriffe „Datenschutz“ und „Recht auf informationelle Selbstbestimmung“ langsam etwas greifbarer.

Auch das Wort „Daten“ verdient es, in diesem Zusammenhang mal etwas genauer betrachtet zu werden. Die Definition aus dem Duden ist etwas holprig:

(durch Beobachtungen, Messungen, statistische Erhebungen u. a. gewonnene) [Zahlen]werte, (auf Beobachtungen, Messungen, statistischen Erhebungen u. a. beruhende) Angaben, formulierbare Befunde.

Duden

Es ist nicht so leicht, damit etwas anzufangen, daher ein paar Beispiele für persönliche Daten:

Ihr Geburtsdatum, Kontaktdaten wie Adresse oder Telefon/Handynummer, Ihre finanziellen Mittel, wo Sie etwas zuletzt eingekauft haben („Haben Sie eine Payback-Karte?“), Ihr Bewegungsmuster, Ihre Patientenakte/n, wer Ihre Freunde und Familienmitglieder sind, wie und wie oft Sie mit ihnen kommunizieren, wann Sie wie schnell mit Ihrem Auto wo hin gefahren sind, welche Webseiten Sie wann und in welcher Reihenfolge aufgerufen haben, sämtliche Banküberweisungen, Ihr Musik- und Filmgeschmack, Ihre Vorstrafen (sofern vorhanden), nach welchen Begriffen Sie wie oft im Internet gesucht haben, die Inhalte(!) Ihrer Emails und Nachrichten auf Ihrem Handy, Ihre Passwörter und zu guter Letzt auch Ihre persönlichen Gespräche in Ihren eigenen vier Wänden.

All das sind Daten, teils sehr persönliche Daten.

Kleine Goldnuggets, fette Goldbarren oder gar Diamanten.

Es ist unethisch und moralisch falsch, solche Daten ohne Ihr Wissen und Ihre Zustimmung zu sammeln, weiterzugeben oder gar zu stehlen.

Ich würde eher meinen Haustürschlüssel abgeben als meine Passwörter.

Allerdings passiert das im Internet täglich, in jeder Sekunde, wenn Sie Ihre Emails abrufen oder eine App auf Ihrem Handy starten. Deswegen ist es längst überfällig, dass in der Gesellschaft und Politik über dieses Thema gesprochen wird.

 Im Nächsten Teil tauchen wir etwas tiefer in das Thema Digitale Ethik ein.