Digitale Ethik Teil 2

Digitale Ethik Teil 2

​Im letzten Teil haben wir die Begriffe Ethik und Digitales verbunden und haben gelernt, dass Daten das Gold des Internetzeitalters sind.

Diese Daten wollen, genauso wie Gold, auch geschürft werden. Wussten Sie, warum Benachrichtigungshinweise bei Facebook und bei vielen Handys als Zahl mit rotem Hintergrund dargestellt werden? Rot triggert unsere Aufmerksamkeit am stärksten. Facebook zum Beispiel hatte seine Benachrichtigungsanzeige ursprünglich in Blau statt in Rot gehalten. Interaktion der Benutzer war mäßig. Nachdem diese kleine Darstellung von Blau auf Rot gewechselt wurde, hat sich die Interaktion der Benutzer vervielfacht.

Ebenso ist es wissenschaftlich nachgewiesen, dass positive Rückmeldungen in sozialen Medien („Likes“) das Belohnungszentrum im Gehirn ansprechen und genauso Glückshormone ausschütten lassen wie Beispielsweise ein persönliches Lob oder eine nette Geste von einem Mitmenschen.

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Sie werden es nicht glauben was sich hinter dieser Geschichte verbirgt!

Das Ausrufezeichen deutet schon den weiteren Weg an, den das Thema nehmen wird. Polarisierende Inhalte, Signalfarben, verlockende Formulierungen, bewusst verwendete Kraftausdrücke, rücksichtslose Formulierungen. Das sind alles nachweislich funktionierende psychologische Mittel um die Interaktion der Benutzer mit dem Produkt (Webseite, App, soziales Netzwerk, …) zu erhöhen.

Interaktion ist der Samen für Daten. Interaktionen sind die Goldader, denen die Goldsucher im Wilden Westen folgen. Ob das Gerücht um die Goldader nun wahr ist oder nicht, war egal. Durch Gerüchte wuchsen Städte in Windeseile, während andere Städte in kurzer Zeit zu Geisterstädten wurden.

Diese Interaktionen, Klicks, Likes oder erzeugte Daten durch bsp. Webseitenbesuche werden in Echtzeit analysiert. Nicht durch Menschen, sondern durch Algorithmen. Wieder ein neuer Ausdruck. Algorithmen sind kleine Hilfsprogramme, wie kleine Roboter, die sowas übernehmen. Algorithmen lernen auch – wie gut sie lernen, werden die meisten Internetnutzer schon oft genug erlebt haben.

Sie haben beispielsweise bei Google nach Gießkannen gesucht. Google weiß nun, dass der Benutzer sich für Gießkannen interessiert und wird Gießkannen in den Suchergebnissen stärker gewichten. Amazon bekommt davon natürlich auch Wind und beim nächsten Besuch von Amazon ist es sehr gut möglich, dass Ihnen auf der Startseite plötzlich auch vermehrt Gießkannen angezeigt werden. Bei Facebook funktioniert das genauso. Wenn Sie einmal ein Like bei Gießkannen gesetzt haben, werden Sie mehr Gießkannen angezeigt bekommen, damit Sie noch mehr Likes verteilen.

Sie fühlen sich wohl, weil das Internet so toll funktioniert, schließlich mögen Sie Gießkannen. Irgendwann werden Sie bei Amazon auch sicher eine kaufen, so funktioniert Werbung nun mal – und dann bekommen Sie natürlich auch weitere Artikel angezeigt, die zu Gießkannen passen.

„Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch …“

Und Amazon merkt sich im Hintergrund natürlich wann Sie nach Gießkannen gesucht haben, wie Sie nach Gießkannen gesucht hast, wo Sie überall nach Gießkannen gesucht haben, ob Sie vom Handy oder Computer gesucht haben, dass Sie mit Kreditkarte bezahlt haben, … den kompletten Vorgang.

Gießkannen sind nur ein neutrales Beispiel um kurz die Algorithmen zu erklären. Wie wir gelernt haben, erzeugen Interaktionen eine Menge Daten. Je mehr Interaktionen desto mehr Daten.

Jetzt ist es natürlich in unserer menschlichen Psychologie schon seit tausenden Jahren so, dass wir auf negative Impulse stärker reagieren als auf positive. Schon der Höhlenmensch musste einem Säbelzahntiger mehr Aufmerksamkeit schenken als einer bunten Blume – nachvollziehbar, oder?

Den Mensch gibt es seit ca. 300.000 Jahren. In mehr als 99% der Zeit war es weniger bequem als jetzt. Nackter Kampf ums Überleben, Krankheiten, bedrohliche Umwelt – das waren eine harte Zeiten. Deswegen reagieren wir stärker auf Bedrohungen und Angst als auf positive Emotionen.

Der Algorithmus, bzw. die Menschen, die ihn kreiert haben, wissen das auch. Deswegen wird in allen sozialen Medien Angst, Hass und Wut höher gewichtet als Freude, Spaß und Zufriedenheit. Wird jeder schon gemerkt haben. Negative Emotionen verbreiten sich wesentlich schneller als „gute Nachrichten“. Wir lernen damit, dass schlimme Dinge im Internet eine höhere Interaktion versprechen als nette Dinge. Das ist schon ein stückweit Verhaltensmanipulation, welche über Belohnungen („Likes“) erzielt werden. Soziale Netzwerke sind somit nichts anderes als Systeme, die permanent Belohnungsimpulse aussenden, um für hohe Interaktionsraten zu sorgen.

Die Beihang University analysierte 2012 die Interaktionsdichte und Verbreitungsgeschwindigkeit von Emotionen. Die Visualisierung der Ergebnisse macht mindestens nachdenklich.

Ein soziales Netzwerk links neutral und rechts nach Ausbreitung von Rot: Wut | Blau: Angst | Schwarz: Ekel | Grün: Freude

Frischer Wind für Gassenbacher 2.0

Frischer Wind für Gassenbacher 2.0

Viele Idsteiner haben mit Bedauern zur Kenntnis genommen, dass seit dem 1. Oktober 2019 mit dem Hofladen auch die letzte Einrichtung des Hofgutes Gassenbach seine Pforten geschlossen hat. Die bisherige Pächterin, die Wiesbadener Jugendwerkstätten (WJW), hat den Vertrag mit dem Eigentümer des Geländes, dem Landeswohlfahrtsverband (LWV), zwar noch einmal um bis zu drei Jahre verlängert, will in dieser Zeit jedoch lediglich die Weideflächen und den Winterstall weiternutzen.

Einige Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt jedoch wollen das Hofgut zu neuem Leben erwecken. Sie haben dafür das frische, moderne und wirtschaftlich tragfähige Konzept „Gassenbacher 2.0“ entwickelt. Es entstand aus einer Initialzündung der Unabhängigen Liste (ULI) und wurde über den Verlauf eines Jahres mit breit gefächerter Expertise detailliert. So hat es einen Reifegrad erreicht, mit dem es inzwischen den relevanten Ansprechpartnern bei WJW, LWV, dem Magistrat der Stadt Idstein sowie dem Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, Frank Kilian, vorgestellt werden konnte.

„Gassenbacher 2.0“ beantwortet die Frage der Zukunft des Hofgutes langfristig, indem es das wirtschaftliche Risiko auf einander ergänzende Säulen verteilt: Ökologische Landwirtschaft und Vermarktung der auf dem Hofgut wie von anderen regionalen Anbietern erzeugten Produkte über moderne on- und offline-Möglichkeiten; Raumangebote für Einzelunternehmer, Handwerker und Kreative; sowie Restaurant, Café und Bar, die in ein kulturelles Angebot integriert werden. Eine Vernetzung der Säulen untereinander erfolgt über ein vielfältiges Bildungsangebot, das von Aus- und Weiterbildung über Bildungsurlaub bis zu Angeboten für Menschen mit Behinderungen führen wird und auch die Kleinsten, zum Beispiel mit einem Hofgut-Kindergarten, mitbedenkt.

Der „Gassenbacher 2.0“ soll genossenschaftlich organisiert werden. Neben den Hofgut-Bewirtschaftern kann sich auch jeder andere beteiligen und erhält so die Möglichkeit direkter, auch wirtschaftlicher, Teilhabe, Mitbestimmung und Identifikation. Dabei liegen die vielfältigen Vorteile einer Genossenschaft nicht nur in der vor Ort erwirtschafteten Rendite für alle Einleger sondern auch in der erhöhten wirtschaftlichen Sicherheit durch die effektive Kontrolle des Genossenschaftsverbandes.

Die treibenden Kräfte hinter „Gassenbacher 2.0“, Ursula Oestreich und Birgit Anderegg sind beide  ULI-Gründungsmitglieder. Sie legen allerdings Wert auf die Feststellung, dass die Wiederbelebung des Hofgutes natürlich eine politische Note habe, sie sie aber vor allem als eine unternehmerische Herausforderung betrachten, der sich die beiden gestandenen Einzelunternehmerinnen auch persönlich stellen werden.

„Wir freuen uns, unsere jahrzehntelange berufliche Erfahrung für dieses einmalige Projekt in die Waagschale werfen zu können und alles zu tun, um es zu einem Erfolg für die Stadtgesellschaft werden zu lassen“, führt Ursula Oestreich aus. „Gründungserfahrung in verschiedenen Branchen, internationale Verhandlungsexpertise und jahrzehntelanges Projektmanagement plus fundierter Logistikausbildung – das alles sind Aspekte die wir neben einer finanziellen Beteiligung persönlich einbringen werden, um das Projekt auf Kiel zu legen und zu begleiten“, pflichtet ihr Anderegg bei. Als Resultat vieler Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern Idsteins haben die beiden Unternehmerinnen bereits weitere Mitstreiter gewonnen, die relevantes Expertenwissen beisteuern werden.

Um baldmöglichst konkrete Schritte gehen zu können, ist ein klares und verlässliches Bekenntnis zum Hofgut Gassenbach seitens der Stadt Idstein vonnöten. „Wir werden niemanden dazu bewegen, die Genossenschaft mit Einlagen auszustatten, wenn die Stadt Idstein keine klare Unterstützung des Projektes zusagt“, so Ursula Oestreich. Und weiter: „Ebenso erwartet der LWV zunächst eine klare politische Willensbekundung bezüglich der stadtplanerischen Aspekte. Und auch wir möchten nicht in einigen Jahren vor einem Scherbenhaufen stehen, sollte sich die Stadt womöglich doch noch eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme in Form von Wohnbebauung für das Gelände vorbehalten.“

Um Interesse und aktive Unterstützung in der Idsteiner Bürgerschaft weiter auszubauen, soll das Konzept kurz nach dem Jahreswechsel auch der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dies bietet Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich mit dem „Gassenbacher 2.0“ näher auseinanderzusetzen, auch hinsichtlich etwaigen eigenen Engagements in der geplanten Genossenschaft zur Rettung und Neuaufstellung des Hofguts.

Digitale Ethik Teil 1

Digitale Ethik Teil 1

Unsere lose Serie über die Aspekte der Digitalisierung starteten wir mit der ersten Folge zum Thema: Freifunk, der demokratische Zugang.

Heute geht es weiter mit dem Thema Digitale Ethik. Klingt erstmal ein bisschen trocken, aber lesen Sie selbst.

Das Wort „Ethik“ allein steht für moralische Grundsätze, ungeschriebene Regeln für das menschliche Miteinander und Zusammenleben. Im Alltag ist das meist bekannt und funktioniert recht gut, schließlich lernt man das in der Familie, von den Eltern und auch in der Schule.

In Verbindung mit „Digital“ kommt ein ganz neuer Faktor dazu. Durch das Internet und SocialMedia erweitert sich unser soziales Umfeld und Miteinander deutlich und wesentlich rasanter als „offline“.

Das Internet kann man in dem einen oder anderen Aspekt ein wenig als den „Wilden Westen“ bezeichnen. Es gibt ein Grundgerüst an Regeln und Gesetzen, die meistens auch funktionieren. „Meistens“ ist hier aber recht dehnbar ausgelegt. Jeder wird im Internet schon mal eine schlechte Erfahrung gemacht haben, die im Alltag so nicht passiert wäre.

Der Umgangston ist wesentlich rauer, Beleidigungen sind an der Tagesordnung, man wird mit schlechten Nachrichten überflutet, die Wahrheit bleibt oft auf der Strecke oder ihr wird eine niedrige Priorität zugeordnet, man muss sehr vorsichtig sein, um nicht irgendeinem Betrug zu erliegen. Die Liste ließe sich noch länger fortführen.

Jeder wird auch mal das Wort „Datenschutz“ gehört haben und sich mehr oder weniger Gedanken darüber angestellt haben. Das „Recht auf informationelle Selbstbestimmung“ steht angedeutet in unserem Grundgesetz (Art. 2 Abs. 1 GG in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG das sogenannte allgemeine Persönlichkeitsrecht) und explizit in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union. Um die Hintergründe und die Bedeutung dieses komplexen Themas komplett zu verstehen, muss man schon Fachmann sein.

Zwei einfache Beispiele aus dem Alltag. Sie wollen, dass Ihnen niemand in die Wohnung schauen kann, also ziehen Sie die Gardinen zu oder lassen die Rollläden herunter. Lästigen Vertretern und Klinkenputzern schließen Sie einfach die Tür vor der Nase oder legen den Telefonhörer auf. Im Internet ist das nicht so einfach.

Kommen wir wieder zum Wilden Westen zurück. Man denkt an Cowboys, Postkutschenüberfälle, Goldgräberstädte und den allgemeinen Goldrausch mit all seinen Facetten. Damaliges Zahlungsmittel waren Goldmünzen, wer viele davon hatte war reich, und hatte Macht.

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Artikel 8 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union

Schutz personenbezogener Daten

(1)   Jede Person hat das Recht auf Schutz der sie betreffenden personenbezogenen Daten.

(2)   Diese Daten dürfen nur nach Treu und Glauben für festgelegte Zwecke und mit Einwilligung der betroffenen Person oder auf einer sonstigen gesetzlich geregelten legitimen Grundlage verarbeitet werden. Jede Person hat das Recht, Auskunft über die sie betreffenden erhobenen Daten zu erhalten und die Berichtigung der Daten zu erwirken.

(3)   Die Einhaltung dieser Vorschriften wird von einer unabhängigen Stelle überwacht.

Das Gold des Internets sind Daten. Ihre persönlichen Daten, Informationen über Sie und Ihr Leben. Jetzt werden die Begriffe „Datenschutz“ und „Recht auf informationelle Selbstbestimmung“ langsam etwas greifbarer.

Auch das Wort „Daten“ verdient es, in diesem Zusammenhang mal etwas genauer betrachtet zu werden. Die Definition aus dem Duden ist etwas holprig:

(durch Beobachtungen, Messungen, statistische Erhebungen u. a. gewonnene) [Zahlen]werte, (auf Beobachtungen, Messungen, statistischen Erhebungen u. a. beruhende) Angaben, formulierbare Befunde.

Duden

Es ist nicht so leicht, damit etwas anzufangen, daher ein paar Beispiele für persönliche Daten:

Ihr Geburtsdatum, Kontaktdaten wie Adresse oder Telefon/Handynummer, Ihre finanziellen Mittel, wo Sie etwas zuletzt eingekauft haben („Haben Sie eine Payback-Karte?“), Ihr Bewegungsmuster, Ihre Patientenakte/n, wer Ihre Freunde und Familienmitglieder sind, wie und wie oft Sie mit ihnen kommunizieren, wann Sie wie schnell mit Ihrem Auto wo hin gefahren sind, welche Webseiten Sie wann und in welcher Reihenfolge aufgerufen haben, sämtliche Banküberweisungen, Ihr Musik- und Filmgeschmack, Ihre Vorstrafen (sofern vorhanden), nach welchen Begriffen Sie wie oft im Internet gesucht haben, die Inhalte(!) Ihrer Emails und Nachrichten auf Ihrem Handy, Ihre Passwörter und zu guter Letzt auch Ihre persönlichen Gespräche in Ihren eigenen vier Wänden.

All das sind Daten, teils sehr persönliche Daten.

Kleine Goldnuggets, fette Goldbarren oder gar Diamanten.

Es ist unethisch und moralisch falsch, solche Daten ohne Ihr Wissen und Ihre Zustimmung zu sammeln, weiterzugeben oder gar zu stehlen.

Ich würde eher meinen Haustürschlüssel abgeben als meine Passwörter.

Allerdings passiert das im Internet täglich, in jeder Sekunde, wenn Sie Ihre Emails abrufen oder eine App auf Ihrem Handy starten. Deswegen ist es längst überfällig, dass in der Gesellschaft und Politik über dieses Thema gesprochen wird.

 Im Nächsten Teil tauchen wir etwas tiefer in das Thema Digitale Ethik ein.

#Einheitsbuddeln

Die große Baumpflanzaktion zum Tag der Deutschen Einheit

Stell dir vor,
am 3. Oktober würde jeder Mensch in Deutschland einen Baum pflanzen.
83 Millionen.
Jedes Jahr.
Ein neuer Wald.
Von Nord nach Süd, von Ost bis West.
Für das Klima.
Und für Dich und Deine Familie.
Für unsere Zukunft.

Die ULI ist dabei.
2019 mit einer Spende für fünf Bäume.
Und 2020 pflanzen wir in Idstein.
Bist Du dabei?

Gemeinsam handeln, statt fordern

Am 12. August 2019 wurde den politischen Mandatsträgern in nicht-öffentlicher Sitzung das aktualisierte Klimaschutzgutachten für Idstein vorgestellt, inklusive einiger konkret abgeleiteter Maßnahmen. Nachdem die Grünen in Idstein sich in der Idsteiner Zeitung mit der Forderung nach der politischen Umsetzung der im Klimaschutzgutachten benannten Maßnahmen zu Wort gemeldet haben, äußert sich nun auch die Unabhängige Liste (ULI).

Sie kritisiert zunächst die Tatsache, dass das genannte Klimaschutzkonzept nicht öffentlich einsehbar ist. „Klimaschutz geht uns alle an – und nur, wenn jede und jeder bei sich selbst anfängt, werden wir in einer gemeinsamen Kraftanstrengung erreichen, dass die Klimaschutzziele erreicht werden und, noch wichtiger, wir eine enkeltaugliche Umwelt an die nächsten Generationen übergeben können“, so Birgit Anderegg, Vorstandsmitglied der ULI mit Themenschwerpunkt „Umwelt, Grünflächen und Stadtökologie“. Daher sei es auch zu kurz gesprungen, die Umsetzung des empfohlenen Maßnahmenkatalogs des Umweltgutachtens der Verwaltung ins Pflichtenheft zu schreiben, d.h. durch die von den Grünen geforderte Einstellung eines Klimaschutzmanagers oder einer Klimaschutzmanagerin den tatsächlichen Klimaschutz auf eine administrative Aufgabe zu reduzieren. Vielmehr müssten die Idsteinerinnen und Idsteiner durch aktive Aufklärung und Teilhabe dazu ermuntert werden, gemeinsame Beiträge zum Klima- und Umweltschutz zu leisten, fortlaufend und möglichst koordiniert. Hierfür sei ein Baustein, auf dem man aufbauen könne, die Veröffentlichung des Klimaschutzkonzeptes und der empfohlenen Maßnahmen.

„Wir wissen, dass das Gutachten u.a. ausdrücklich darauf abzielt, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren“, nennt Ursula Oestreich, 1. Vorsitzende der ULI, einen Aspekt, bei dem jeder einen Beitrag leisten könne und müsse. Wenn dieser und weitere Kernaspekte des Gutachtens und der sich ableitenden Empfehlungen bekannt seien, fänden entsprechende fraktionsübergreifende politische Entscheidungen auch eine leichtere und breitere Akzeptanz in der Bevölkerung.

Denn eines ist für Oestreich klar: „Aktiver und effektiver Klimaschutz kann nicht erfolgreich sein, wenn wir uns darauf beschränken, Manager einzustellen und neue Verwaltungsprozesse zu schaffen.“ Vielmehr seien hier die Politikerinnen und Politiker gefragt, mit Augenmaß und Verantwortung für die Zukunft, in jedem Kontext Klimaschutz und Umweltpolitik mitzudenken. So werde es auch manche unpopulären Entscheidungen geben müssen, vor denen man aber nicht zurückschrecken dürfe, nur um überkommenen und oft auch überholten Dogmen und parteipolitischen Glaubenssätzen treu zu bleiben. Oestreich folgert: „Der Erhalt einer lebenswerten Umwelt- und Klimasituation ist ein komplexes Unterfangen und wird mit Unbequemlichkeiten für jeden einzelnen von uns einhergehen. Wer mit einem politischen Mandat, gleich für welche Partei, ausgestattet ist, ist in der Pflicht, endlich keine Forderungen mehr zu stellen, sondern die eigene sachliche Überzeugungskraft dafür einzusetzen, parteiübergreifende Allianzen für zukunftsfähige Entscheidungen zu schaffen.“ Zudem seien die Idsteinerinnen und Idsteiner durch aktive Teilhabe in Form eines fortlaufenden iterativen Dialoges einzubinden. Auf diese Weise könne gewährleistet werden, dass im Sinne echter Bürgerbeteiligung jede Idsteinerin und jeder Idsteiner einen Beitrag leisten kann.

Erste Eindrücke von der Zukunftswerkstatt

Erste Eindrücke von der Zukunftswerkstatt

Kurz nach 17.00 Uhr begann die Zukunftswerkstatt, mit Begrüßungen durch den Geschäftsführer der Vitos Rheingau, Servet Dag, und den Idsteiner Bürgermeister, Christian Herfurth. Die Moderatorin Kristina Oldenburg (Kokonsult) stellte den ca. 40 Anwesenden den weiteren Ablauf vor.

Zunächst wurden die eingereichten und geclusterten Konzepte präsentiert:

Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen gelost, die für die beiden Fragestellungen je 45 Minuten Zeit hatten, Gedanken, Ideen und Anregungen auszuarbeiten. Unterbrochen von einer 20-minütigen Pause.

Nach der Pause wechselten die Gruppen die Fragestellungen. Erschwert wurde der Prozess, aus unserer Sicht, dadurch, dass jede Gruppe sich mit den Ergebnissen der anderen Gruppe zu beschäftigen hatte, anstatt auf einem neuen Poster eigene Ideen und Gedanken aufzuschreiben. Sicher wäre es zu Dopplungen gekommen, diese hätte man zusammenfassen und damit bestimmte Punkte verstärken oder abschwächen können. Stattdessen mussten am Ende ein jeder Runde Punkte zur Priorisierung geklebt werden – eine etwas überholte Gruppenarbeitsform, die neuen, ungeführten Gedanken keinen großen Raum ließ.

Im Verlauf der ersten Gesprächsrunde hatte die vormalige und langjährige Erste Beigeordnete des LWV, Evelin Schönhut-Keil, einen Beschluß des Landeswohlfahrtsverbandes aus dem März 2019 verlesen, der den formalen Hintergrund erklärt.

In der Abschlußrunde stellten die Moderatoren die Ergebnisse in der Zusammenfassung vor. Servet Dag bedankte sich für den „schönen Abend“ und für die konstruktive Zusammenarbeit sowie für die daraus resultierenden Ergebnisse. Dag hatte bereits vorher deutlich darauf hingewiesen, dass Vitos keine kommerzielle Nutzung des Gebäudes beabsichtige.

Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt sollen als nächstes den Vitos- und LWV-Gremien vorgestellt werden. Dag bat um Geduld, denn Weiteres sei erst in ca. 3-5 Monaten zu erwarten.

Da dies über den Verlauf des Abends niemand sonst angeregt hatte – wie auch schon bei Vorstellung der Forschungsergebnisse am 1. April 2019 nicht -, lud Ursula Oestreich (ULI) die Anwesenden am Ende des formalen Teils zum Innehalten und Gedenken an die Opfer, zu einem Gedenkmoment ein.

Die Frage einer Teilnehmerin nach der weiteren Vorgehensweise, v.a. nach Möglichkeiten weiterer Beteiligung der gestern Anwesenden wie interessierter Bürger*innen überhaupt, wurde von Dag ausweichend beantwortet. Martina Hartmann-Menz wies in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeit der Mitarbeit beim Verein Gedenkort Kalmenhof e.V. hin.

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Zweck und Aufgabe des Gedenkortes Kalmenhof e.V.

Zweck des Vereins ist die Förderung der Allgemeinen, Schul- und Berufsbildung sowie die Förderung des Gedenkens an Verfolgte des Nationalsozialismus und Kriegsopfer sowie Betroffene der „schwarzen Pädagogik“ einschließlich der Errichtung von Ehrenmälern und Gedenkstätten.

Aufgabe des Vereins ist es, die Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Verbrechen und der „schwarzen Pädagogik“ wach zu halten und das Lernen aus der Geschichte des Nationalsozialismus zu fördern. Der Verein soll durch geeignete Maßnahmen das Interesse der Bevölkerung und Institutionen an der Arbeit der Gedenkstätte Kalmenhof aufrechterhalten.

Beschluss der LWV-Verbandsversammlung vom 20.03.2019

Perspektivenwechsel

Die Stadtgesellschaft, Politik und Verwaltung der Stadt Idstein sprechen seit Monaten vom „Ankauf der Freizeitanlage Tournesol“. Was tatsächlich bis 30.06.2019 vertraglich zwischen der Stadt Idstein und der Oberbank geregelt werden wird, ist jedoch der Ankauf des Erbbaurechtes der entsprechenden Gemarkung durch die Stadt Idstein.

Was auf den ersten Blick wie semantische Haarspalterei aussehen mag, ist tatsächlich die notwendige sprachliche Korrektur, mit der sich die Perspektive begreifen lässt, unter der der Ankauf des Erbbaurechtes in der weiteren Behandlung des Tournesol-Bades betrachtet werden muss:

Sobald der Vertrag rechtskräftig ist, ist die Stadt Idstein von der Bürgschaft über EUR 25 Mio. befreit, die sie seinerzeit für das Tournesol übernommen hat. In diesem Sinne ist der aktuelle Kaufpreis von EUR 4,5 Mio. zu verstehen: als Ablösesumme für die damals vereinbarte Bürgschaft. Das ist, unter den gegebenen Umständen, schmerzlich, aber angemessen.

Die Bürgschaft und alle anderen vor 10 Jahren zwischen der Stadt Idstein und der Oberbank ausgehandelten Bedingungen sind – wie man aus den öffentlich bekannten Einzelheiten ablesen kann – sehr ungünstig für die Stadt gewesen. Die Unabhängige Liste ist jedoch der Meinung, dass – bei aller womöglich angebrachten Kritik an diesem Altvertrag – nunmehr von der aktuellen Situation aus sinnvoll „nach vorne“ zu denken ist.

Daher steht als zwingend notwendiger nächster Schritt an, mit nüchterner Ruhe und Sachlichkeit zu analysieren, was mit der Liegenschaft (inklusive der auf ihr befindlichen Immobilien) in Zukunft geschehen soll. Denn: Keine weiteren Optionen zu durchdenken als diejenige, die Immobilie in jedem Falle zu sanieren und in der bisherigen Nutzung durch die mittlerweile gegründete städtische Gesellschaft weiterzuführen, wäre kurzsichtig und könnte großen Schaden anrichten, den es zu verhindern gilt.

Den mandatierten Vertretern von Verwaltung und Politik sei daher ans Herz gelegt, auch alternative, womöglich zunächst unattraktiv oder unangemessen erscheinende Nutzungs- und Verwertungsoptionen, wie z.B. den Abriß und die Weiterveräußerung zu Wohn- und Gewerbezwecken, mit allem sachlich begründbaren Für und Wider emotionsfrei zu analysieren und durchzuspielen.

Der Stadt bleiben noch mindestens vier bis sechs Monate, ehe das Sanierungskonzept überhaupt vorliegt. Aus Sicht der Unabhängige Liste kann es keine vornehmere Aufgabe für die Verantwortlichen geben, als diese Zeitspanne intensiv, konstruktiv und ernsthaft zu nutzen, um Alternativszenarien und Verwertungsoptionen zu erstellen, faktisch begründet zu priorisieren und grob zu konzeptionieren, um im Falle eines Falles nicht wieder in selbstverschuldete Dringlichkeit zu geraten.

Risikomanagement beginnt mit frühzeitiger, detaillierter und denkverbotsfreier Planung des Eventualfalles.

Die Zeit, in der die Verantwortlichen mit der sprichwörtlichen Schere im Kopf agiert haben, muss endlich ein Ende haben, wenn wir nicht unvorbereitet auf das nicht gewünschte, aber dennoch weiterhin durchaus mögliche Szenario zulaufen möchten, nämlich dass das ausstehende Sanierungskonzept die Stadt und ihre Steuerzahler*innen vor größere Herausforderungen als absehbar und leistbar stellen sollte. Die Verantwortung für die entsprechenden Steuermillionen der Idsteiner*innen endet also nicht mit dem „Ankauf des Tournesol“, sie beginnt hiermit erst.

Fest der Vereine am 22. Juni 2019

Fest der Vereine am 22. Juni 2019

Am 22. Juni von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr findet das diesjährige Fest der Vereine auf dem König-Adolf-Platz statt. Tanzen, Singen, Feiern, Musizieren und Informieren Sie sich über das Angebot der Idsteiner Vereine bei internationalen Speisen und Getränken.

Lassen Sie sich am Stand der Unabhängigen Liste über unsere Aktivitäten zum Thema „Partnerschaft“  berichten und genießen dabei einen frisch zubereiteten Espresso. Wir betrachten unsere Zusammenarbeit mit dem Aktionsbündnis „Idstein wahrt sein Gesicht“, welche Aktivitäten wir bei Quartier 4 einbringen, wo wir mit „Gassenbacher 2.0“ stehen und wie wir den neuen Verein  Gedenkort Kalmenhof unterstützen.

Wir sehen uns?!

 

 

Kostenlos und sicher ist: Freifunk

Kostenlos und sicher ist: Freifunk

Die Stadt Idstein hat nun auch die Zeichen der Zeit erkannt und will bis Ende Mai 2019 eine „kostenlose und attraktive WLAN-Infrastruktur“ in zentralen Bereichen aller Idsteiner Stadtteile und der Altstadt zur Verfügung stellen.

Wie heißt es so schön? Idee gut, Umsetzung mangelhaft.

Die Idee, gerade für Orte mit mangelhaftem Netzausbau so etwas zur Verfügung zu stellen, ist auf jeden Fall lobenswert. Es ist zeitgemäß und belebt die zentralen Plätze. In Nachbarländern gibt es so etwas schon seit Jahren und es fördert die Attraktivität.

Bei der geplanten Umsetzung gibt es einige Punkte, die genauer zu beleuchten sind. Das Timing zum Bürgermeister-Wahlkampf deutet auf einen gewissen politischen Aktivismus hin. Das Thema „freies WLAN für Idstein“ ist durch die Freifunker-Community im Rheingau-Taunus schon vor drei Jahren angesprochen worden. Fertige Konzepte wurden vorgelegt, Kostenmodelle und komplette  Einkaufslisten für die Stadt Idstein angefertigt. Allein, die Stadtverordnetenversammlung reagierte ablehnend vorgeblich aus Kostengründen.

Die Unabhängige Liste treibt das Thema Freifunk in Idstein seit dem Sommer 2018 erneut intensiv voran. In der Kernstadt sowie Eschenhahn und Oberauroff sind Freifunk-Router installiert bzw. werden in den nächsten Wochen installiert. Mit Heftrich, Nieder-Oberrod und Kröftel wurden erste Gespräche geführt. Die Gemeinde Waldems verzichtet aus Kostengründen auf die Digitale Dorflinde und setzt stattdessen in Zusammenarbeit mit der Unabhängigen Liste auf die Freifunk-Lösung.

Schon wenn man sich das Thema Kosten etwas genauer anschaut, sieht man, dass die Digitale Dorflinde, die nun alternativ umgesetzt werden soll, schnell zum teuren Premiumgewächs wird. Denn: Die einmaligen und monatlichen Gebühren für den Internetanschluss muss die Stadt Idstein selbst zahlen. Ebenso muss die Stadt die Kosten für möglicherweise notwendige Verkabelung, Stromzuführung und weiteres zahlen. All das ist Voraussetzung dafür, dass das Angebot „Digitale Dorflinde“ überhaupt genutzt werden kann.

Wenn das alles geklärt und erledigt ist, pro Dorflinde-Hotspot ein Interanschluss läuft, vom Elektriker Netzwerkkabel aufs Dach des jeweiligen DGH gelegt worden sind, dann darf man sich pro Kommune maximal 10 WLAN-Hotspots (handelsübliche Outdoor-Accesspoints) fördern lassen. Für die Ersteinrichtung eines Hotspots lässt sich der Drittanbieter(!) vom Land Hessen dafür bis zu 1.000€ zahlen. Aus Steuergeldern, wohlgemerkt.

Drittanbieter, Sie haben richtig gelesen. Mit im Boot ist die deutsche Tochter einer österreichischen Firma (www.free-key.eu) welche die Infrastruktur stellt und wartet. Außerdem schaltet sie eine Landingpage davor, auf der die AGB von free-key zu akzeptieren sind. In den AGB der Digitalen Dorflinde steht unter §9, dass free-key natürlich einige individuelle Daten speichert. Wer zu welchem Zweck Zugriff auf welche Daten hat, bleibt unklar.

Auch beim Freifunk, der fast kostenfreien Alternative, die die Stadt ablehnte, ist ein Internetanschluss Voraussetzung. Irgendwo her muss das digitale Trinkwasser ja kommen. Und für eine digitale Mitfahrgelegenheit muss zumindest ein Transportmittel da sein. Allerdings kann man für die Kosten, welche die Digitale Dorflinde je Hotspot veranschlagt, ca. 12-15(!) Freifunk-taugliche Outdoor-Accesspoints anschaffen. Folgekosten? Abgesehen von Stromverbrauch keine!

Die Vorteile von Freifunk liegen allerdings nicht nur auf der Kostenseite. Auch hinsichtlich des Datenschutzes punktet Freifunk klar. Keine Landingpage, kein Anmeldezwang und keinerlei(!) Datenspeicherung. So muss ein freier und sicherer Internetzugang heute aussehen.

Ebenso ist der soziale und ehrenamtliche Aspekt von Freifunk nicht zu verachten. Freifunk ist ein offenes community-basiertes Mitmachnetz für Jedermann. Was sich umständlich lesen mag, sagt aus, dass Freifunk auf einer OpenSource-Software basiert, die von jedem technisch versierten und und IT-affinen Mensch verbessert und eingesehen werden kann. Die Freifunk-Software läuft auf vielen handelsüblichen Internetroutern in Preisregionen ab 30€ und eignet sich somit auch für ein kleines Gäste-WLAN zu Hause, für Gastronomen oder für Einzelhändler, die ihren Kunden den Service des kostenlosen WLANs sorgenfrei anbieten möchten. Es gibt für jeden Einsatzzweck passende Hardware.

Ein weiterer Bonus ist die Tatsache, dass die Freifunk-Geräte ALLE untereinander kommunizieren, sich miteinander vernetzen und so in der Lage sind, den Ausfall eines Internetanschlusses zu kompensieren. D.h. ältere Mitmenschen, die über keinen eigenen Internetanschluß verfügen, können teilhaben, da über Freifunk auch handelsübliche GPS-basierende Notrufsender funktionieren. So kann eine Ortsgemeinschaft ein ehrenamtliches und gemeinnützig anerkanntes Projekt wachsen lassen, was mit der Digitalen Dorflinde ausgeschlossen ist.

Wenn nämlich der Telekom-Anschluss ausfällt, lässt die Digitale Dorflinde die Blätter hängen und wird zur Offline-Trauerweide.